Kindergärtner mit blinkenden Herzaugen
Hunderte chinesische Kitas setzen auf »Roboter-Pädagogen«
Peking. Kichernd scharen sich chinesische Kindergartenkinder um ihren Erzieher - einen 60 Zentimeter kleinen Roboter mit einem Bildschirm als Gesicht. Keeko ist schon in mehr als 600 Kindergärten in ganz China ein Erfolg, er erzählt Geschichten oder stellt die Kinder vor Logikaufgaben: Heute sollen sie ihm den Weg durch eine imaginäre Wüste weisen, indem sie quadratische Matten zu einem Pfad zusammenlegen.
In China gibt es bereits Roboter, die Lebensmittel liefern, älteren Menschen Gesellschaft leisten und Rechtsberatung anbieten. Nun hoffen die Hersteller von Keeko, auch Erzieher ersetzen zu können: Das Programm zum Weg durch die imaginäre Wüste verbindet erzählerische Elemente mit dem Training von Problemlösungsstrategien. Rund und weiß rollt der armlose Maschinenmensch auf winzigen Rädern herum, seine eingebauten Kameras dienen gleichzeitig als Navigationssensoren und Frontkamera, mit denen die Kinder Videos aufnehmen können.
Der Kindergarten Yiswind Institute of Multicultural Education am Rande Pekings ist einer der Test-Kindergärten. Sobald die Kinder eine richtige Antwort geben, reagiert Keeko mit blinkenden, herzförmigen Augen. »Erziehung ist heute keine Einbahnstraße mehr, wo der Lehrer lehrt und die Schüler nur lernen«, sagt Candy Xiong, Pädagogin für Früherziehung und Trainerin bei Keeko Robot Xiamen Technology. »Wenn die Kinder Keeko mit seinem runden Kopf und Körper sehen, schließen sie ihn sofort ins Herz.«
Der humanoide Erzieher kostet rund 1280 Euro, was in etwa dem Monatseinkommen eines Erziehers entspricht. Das Unternehmen hofft, mit Keeko auch in Südostasien zu expandieren. Peking hat im Rahmen seines »Made in China 2025«-Planes viel Geld und Arbeitskraft in die Entwicklung künstlicher Intelligenz investiert, 2017 stellte ein chinesisches Unternehmen den ersten humanoiden Roboter vor, der einfache Gespräche führen und simple Mimik zeigen kann.
Die Leiterin des Test-Kindergartens Yiswind, Xie Yi, glaubt, es werde noch lange dauern, bis Roboter in einem Klassenzimmer Menschen ersetzen: »Um zu lehren, muss man interagieren können, menschliche Züge haben, Augenkontakt und Gesichtsausdrücke. Das ist es, was Erziehung ausmacht. Es ist nicht nur die Sprache oder der Inhalt, sondern alles zusammen.«
Einen Vorteil hätten die Keeko-Roboter jedoch, räumt Xie lachend ein: »Das Beste an ihnen? Sie sind emotional stabiler als Menschen.« AFP/nd
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