- Politik
- EU-Haushalt
Friedensschluss beim Defizit
Kurt Stenger hält die Lösung im EU-Etatstreit nicht für stabil
Weihnachten wirft seinen Schatten voraus. Selbst die Europahasser in Rom und die Defizitverdammer in Brüssel haben die Botschaft des Friedens verstanden und ihren monatelangen Haushaltsstreit beigelegt.
Letztlich ging es in der Sache nur darum, dass die Rechtsregierung in Italien in ihrem Entwurf für 2019 realistischere Wachstumsprognosen anwendet und die Neuverschuldung etwas reduziert. Die Europaskeptiker in Rom machten eine Grundsatzfrage draus nach dem Motto: Die in Brüssel haben uns überhaupt nichts dreinzureden. Die EU-Kommission wiederum gab den beleidigten Hüter der - auch in ihren Reihen wie in vielen EU-Staaten umstrittenen, da wirtschaftlich kontraproduktiven - Stabilitätsvereinbarungen. Aber da nun selbst EU-Liebling Emmanuel Macron in Frankreich unter dem Druck der Gelbwesten mit Milliarden um sich wirft, musste sich Brüssel mit dem römischen Goodwill-Signal zufrieden geben.
Wie lange der vorweihnachtliche Frieden hält, bleibt indes abzuwarten. Die Grundsatzfragen, wie stark die nationale Finanzpolitik europäisiert werden soll und ob der Austeritätskurs trotz der allseits bekannten fatalen Folgen endlich ad acta gelegt wird, sind ungelöst. Die italienische Regierung tönt schon, sie wolle alles zuerst Geplante umsetzen. Und die EU-Kommission nennt den gefundenen Kompromiss »nicht ideal«. Stabilität und Prosperität für die Eurozone werden auch im kommenden Jahr fromme Wünsche bleiben.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.