- Politik
- Guatemala
Demontage einer UN-Kommission
Guatemalas Regierung pfeift auf Rechtsstaatlichkeit und wirft internationalen Ermittler raus
César Rincón und Luis Fernando Orozco sind zwei der engsten Mitarbeiter von Iván Velásquez, dem Direktor der UN-Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala (CICIG). Die beiden sind Schlüsselfiguren innerhalb der Kommission und haben genauso wie neun weitere CICIG-Ermittler gerade das Land verlassen. Sie reagierten damit auf den Entzug ihrer diplomatischen Akkreditierung durch die guatemaltekische Regierung vergangene Woche, die zudem ihre Immunität aufhob.
Die Maßnahme der guatemaltekischen Regierung kam nicht ganz überraschend für Matias Ponce, Sprecher der UN-Kommission, denn der Kleinkrieg der Behörden läuft seit Monaten. Ende August kündigte Präsident Jimmy Morales das Mandat der CICIG zum September 2019, parallel dazu ließ er Militärjeeps vor dem Sitz der UN-Kommission in der Zona 14 von Guatemala-Stadt auffahren. Wenig später ließen die Einwanderungsbehörden 50 Visa von ausländischen CICIG-Experten unbearbeitet, dann pickten sie sich die elf wichtigsten Ermittlungsexperten heraus, die nun kalt abserviert wurden.
Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!
»Die Maßnahme zielt darauf ab, die Unabhängigkeit der Untersuchungen zu verletzen«, ist Matias Ponce überzeugt. Die Rechnung könnte aufgehen, denn mit den elf ausländischen Ermittlungsexperten und Juristen verliert die Kommission das Personal, welches die Ermittlungen in wichtigen Prozessen leitete. So ist Luis Fernando Orozco mit dem Fall La Línea betraut, dem Korruptionsskandal gegen den inhaftierten Ex-Präsidenten Otto Pérez Molina, während César Rincón gegen Sammy und José Manuel Morales ermittelt hat - den Bruder und den Sohn des Präsidenten.
Mit den Ermittlungen gegen die beiden nächsten Verwandten des Präsidenten begann der Konflikt zwischen Präsident Jimmy Morales und CICG-Direktor Iván Velásquez. Letzterer wurde bereits im Juli 2017 zur »unerwünschten Person« in Guatemala erklärt. Damals pfiff das Verfassungsgericht den Präsidenten zurück und pochte auf die Einhaltung der Gesetze. Morales ließ sich nicht beirren. Ende August hat er die Behörden angewiesen, Iván Velásquez nicht einreisen zu lassen. Seitdem arbeitet der CICIG-Direktor aus New York und koordiniert von dort die Arbeit der UN-Kommission. Das habe, so Matias Ponce, in den vergangenen Monaten gut funktioniert. Genau deshalb geht die Regierung in Guatemala nun direkt gegen das Personal der CICIG vor.
-
/ Martin ReischkeHonduras sucht ErmittlerPräsidentin Xiomara Castro will UN-Kommission ins Land holen
-
/ Knut Henkel»Staatsstreich der Korrupten«Guatemalas Präsident Morales bricht die Verfassung und verletzt einen UN-Vertrag
-
/ Knut Henkel, Guatemala-StadtGuatemala: Hoffnungsträger Bernardo Arévalo schafft AmtsantrittGuatemalas neuer Präsident widersteht dem Pakt der Korrupten
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.