Marketing in links
David König sorgt seit über zehn Jahren für nd-Werbung mit politisch guten Inhalten
Eine Zeitung muss nicht nur geschrieben, sie muss auch verkauft werden - dass das selbst für eine sozialistische Zeitung gilt, weiß David König, Marketing-Chef beim »nd«, nur zu gut. »Die Menschen lesen heute so viele Nachrichten wie nie zuvor. Sie wollen aber auch so wenig dafür bezahlen und die Nachrichten so schnell bekommen wie nie zuvor«, erklärt der junge Mann mit der eckigen Brille.
Die Zeitungsbranche steckt seit Jahren in der Krise, beim »nd« stehe man darüber hinaus noch vor einer ganz speziellen Herausforderung: Wie gleichzeitig junges Publikum gewinnen, ohne dabei die Stammleserschaft, die der Zeitung teilweise schon seit über 60 Jahren die Treue hält, zu verprellen? »Beim ›nd‹ gibt es Wanderungen ebenso wie Podiumsdiskussionen zur Seenotrettung - wir fahren sozusagen zweigleisig«, fügt der sympathische Berliner lachend hinzu. Wer beim Stichwort »Marketing« jedoch an aufgeblasene Ego-Typen denkt, liegt falsch. David ist durch und durch bodenständig, spricht nicht in Werbeslogans, sondern mit Berliner Schnauze.
Die Wochenenden verbringt der 1.-FC-Union-Fan gerne im Stadion. Nach dem Abitur wollte er gleich Geld verdienen, um von zu Hause ausziehen zu können. Er entschied sich deshalb für eine Ausbildung. Schon damals wollte er Werbekaufmann werden. Eine Ausbildung in dieser Branche zu finden, das war in den frühen 2000ern in Berlin beinahe unmöglich. Auch das »nd«, auf das er während des Irakkriegs gestoßen war - weil es, wie er heute sagt, »die einzige Zeitung war, in der man friedenspolitische Positionen fand« -, sagte zunächst ab. Der Pragmatiker zögerte nicht lange und begann stattdessen eine Ausbildung im Bereich audiovisuelle Medien bei einem Softwareunternehmen. Es sollte sich auszahlen: Nur ein Jahr später konnte er zum »nd« wechseln.
An seine Anfangszeit kann sich der 36-Jährige noch gut erinnern. Die Redaktion saß damals in Alt-Stralau. Das Gebäude war ziemlich verwinkelt, eine Zwischenetage eingezogen worden - es dauerte mehrere Wochen, bis er sich in dem Labyrinth zurechtfand. All das ist lange her. Nach Beendigung seiner Ausbildung setzte sich Verlagsleiter Olaf Koppe für seine Übernahme ein. Innerhalb des Marketings spezialisierte David sich schnell auf den Online-Bereich und wurde 2012 zum Projektmanager Digital. Seit 2017 ist er nun Hauptverantwortlicher für das Gesamtmarketing.
Ob Werbung und eine linke Zeitung nicht ein Widerspruch seien? »Nein, ganz im Gegenteil«, findet David. »Sogar die Antifa macht Marketing.« Es komme eben darauf an, was und wie es beworben werde. Während andere Zeitungen den Abschluss eines Abos mit Kaffeemaschinen oder Toastern bewerben, setze man beim »nd« auf solidarische Produkte. Etwa auf Fairtrade-Kooperativen-Kaffee.
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