Aus der Mitte der Gesellschaft

Kurt Stenger über die Klimaproteste von Schülern

Kleine Kinder sagen bekanntlich, was sie denken, und werden dafür von den Erwachsenen geliebt oder belächelt. Wenn Jugendliche dies tun, reagieren viele Ältere schon nicht mehr so freundlich, denn man muss sich mit Argumenten auseinandersetzen. Und die in immer mehr Ländern seit Wochen demonstrierenden Schüler stellen auch noch die Scheinheiligkeit der Erwachsenen bloß: Alle Regierungen haben sich 2015 mit großem Brimborium das gemeinsame Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf ein noch beherrschbares Maß zu begrenzen, und leiten die nötigen Maßnahmen einfach nicht ein. Sehenden Auges steuern Politik und Wirtschaft auf eine Klimakatastrophe zu, die, wenn man so weitermacht, in einigen Jahrzehnten erst richtig zuschlagen wird und dann das Problem unserer Kinder ist.

Die Schüler bei »Fridays for Future« sind quasi unser schlechtes Gewissen, aber die Bedeutung geht weit darüber hinaus: Während bisher die üblichen Umweltschützer auf die Straße gingen oder bei UN-Konferenzen lobbyierten und kleine linke Gruppen Kohlebagger besetzten, rückt der Protest nun in die Mitte der Gesellschaft.

Und die Wissenschaftlermahnungen, die vor Jahren schon keiner mehr hören wollte, bekommen neuen Drive. Der wöchentliche Protest ist für die Herrschenden in Politik und Wirtschaft gefährlich, denn er gibt dem bislang stillen, aber durchaus breiten Wunsch nach einer ökologischen und sozial verträglichen Wende eine Stimme. '

Bleibt zu hoffen, dass sich der Protest von der Politik nicht vereinnahmen oder abspeisen lässt und sich Greta Thunbergs Ansage an die Erwachsenenwelt bewahrheitet: »Das ist erst der Anfang vom Anfang.«

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