- Kommentare
- Digitalsteuer
Steuerpolitik mit Krückstock
Kurt Stenger über die geplante Digitalsteuer in Frankreich
Multinationale Konzerne sind bekanntlich Meister im Ausnutzen steuerlicher Schlupflöcher, die auf fehlende internationale Regulierung und den nationalen Steuersenkungswettlauf zurückzuführen sind. Die Digitalriesen sind dabei die Champions League - dank ihres virtuellen und weltweiten Vertriebskanals namens Internet wird der Fiskus ihrer nirgends habhaft. Letztlich suchen sie sich die auch steuerlich günstigsten Orte für ihre regionalen Zentralen aus und drücken ihre Gewinnsteuerzahlungen auf ein Minimum. Das ist umso ärgerlicher, da sie ihre Dienste zunehmend profitabel anbieten - denn das Internet mit seinem Nutzer-Herdentrieb tendiert zu Monopolen, die auch die altbackenen Wettbewerbshüter austricksen.
Insofern ist es gut, dass die französische Regierung seit einiger Zeit vorprescht und Google, Facebook & Co steuerlich härter anpacken will. Das Beispiel könnte Schule machen, denn die Probleme gleichen sich. Die geplante Drei-Prozent-Umsatzsteuer ist indes nur eine Art Krückstock. Sie sorgt nicht für eine Gleichbehandlung mit dem sesshaften Handwerker oder Mittelständler. Dem Prinzip, dass Unternehmen für ihre Gewinne dort adäquat Steuern zahlen, wo sie diese machen, kommt man auch in Frankreich kaum näher. Dazu bräuchte es ein länderübergreifendes Vorgehen, zumindest in der EU oder besser in der G20-Gruppe. Bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Da ist es besser, mit dem Krückstock zu laufen, als gar nicht vom Fleck zu kommen.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.