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Imagerin
Personalie: Katie Bouman schrieb einen Code, um Schwarze Löcher abzubilden.
Katie Bouman, lange braune Haare mit Seitenscheitel, rote Wangen, die Hände ineinander verschränkt, grinst in die Kamera. Auf dem Laptop, der vor ihr auf dem Tisch steht, ist ein Bild zu sehen: ein rot leuchtender Ring mit einer schwarzen Loch im Zentrum.
Es ist Mittwoch, der 10. April 2019. Zum ersten Mal überhaupt wird das Bild eines Schwarzen Lochs öffentlich gezeigt. Katie Bouman, heute 29 Jahre alt, hat mehrere Jahre darauf hingearbeitet. Bouman ist Informatikerin. Vor sechs Jahren trat sie der Forschungsgruppe am Massachusetts Institute of Technology bei, die sich zum Ziel gesetzt hatte, etwas sichtbar zu machen, was bisher kein Mensch je gesehen hatte. Vor drei Jahren, mittlerweile hatte Bouman einen Doktortitel erworben, begann sie, ein Computerprogramm zu schreiben, mit dessen Algorithmus letztlich das Bild eines Schwarzen Lochs eingefangen werden sollte. Rechnerisches Imaging nennt sich die Methode.
Über 200 Wissenschaftler arbeiteten gemeinsam daran, das Bild möglich zu machen. Acht Observatorien auf vier Kontinenten hatten sich zu dem Zweck zum »Event Horizon Telescope« zusammengetan. Acht Radioteleskope auf der ganzen Welt wurden gleichzeitig auf das Zentrum der gigantischen Galaxie Messier 87 (M87) gerichtet. Die aufgenommenen Radiosignale wurden miteinander verknüpft. Dadurch ergab sich rechnerisch ein Bild, wie es von einem Riesenteleskop mit dem Durchmesser des gesamten Teleskopnetzwerks aufgenommen worden wäre. Dieses virtuelle Teleskop hat einen Durchmesser von rund 8000 Kilometern, fast so groß wie die Erde. Das Ergebnis: Der leuchtende Kreis - wie ein mit rot eingefärbtem Zuckerguss bestrichener Doughnut.
Eine erste Berechnung geht auf Katie Bouman zurück. Sie entwickelte den Algorithmus zwar nicht alleine, leitete aber die Forschungsgruppe, die das entsprechende Programm schrieb. Auf Facebook schrieb Bouman: »Kein einzelner Algorithmus oder eine Person allein hat das Bild gemacht. Es brauchte das unglaubliche Talent eines Teams von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt und Jahre harter Arbeit.«
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