Werbung

Geflüchtete verlassen die »Alan Kurdi« in Malta

Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg verpflichten sich zur Aufnahme der 62 geretteten Menschen

  • Lesedauer: 3 Min.

Valletta. Nach anderthalb Wochen sind die noch 62 Flüchtlinge des Seenotrettungsschiffes »Alan Kurdi« Medienberichten zufolge in Malta an Land gegangen. Sie seien am Samstagabend in der Nähe der Hauptstadt Valletta angekommen, schrieb die Zeitung »Times of Malta« (Online). Deutschland will bis zu 26 von ihnen aufnehmen, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Auch Frankreich, Portugal und Luxemburg haben sich zur Aufnahme bereiterklärt. Die »Alan Kurdi« selbst durfte nicht in einem maltesischen Hafen anlegen.

Das Rettungsschiff hatte am 3. April nach Angaben der Regensburger Organisation »Sea-Eye« insgesamt 64 Migranten vor der libyschen Küste von einem Schlauchboot an Bord genommen. Zwei Frauen wurden in den vergangenen Tagen wegen gesundheitlicher Probleme an Land gebracht. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte in einem Tweet, die verbliebenen 62 Flüchtlinge seien erleichtert gewesen, dass die Tortur nach so vielen Tagen auf hoher See für sie nun ein Ende habe.

Bevor das Schiff in Malta anlegen durfte, hatte die Crew zunächst die italienische Insel Lampedusa angesteuert. Doch Italiens Innenminister Matteo Salvini von der extrem rechten Lega hatte eine Aufnahme der Menschen abgelehnt und Deutschland aufgefordert, sich um das »Problem« zu kümmern. Er sah die Zuständigkeit bei Deutschland, weil es sich um ein deutsches Schiff handele.

Das Bundesinnenministerium betonte, bei der Übernahme von Seenotgeretteten würden in Deutschland »ergebnisoffene Asylverfahren durchgeführt«. Mit der Übernahme sei keine Entscheidung über einen dauerhaften Aufenthalt getroffen, hieß es in einem Tweet des Ministeriums.

Nach Angaben von »Sea-Eye« hat die EU-Kommission zwischen Malta und den vier Staaten vermittelt. Der »Sea-Eye«-Vorsitzende Gorden Isler kritisierte, dass die Geretteten das Schiff so lange nicht hätten verlassen dürfen. »Es ist einfach nicht erklärbar, warum es notwendig war, dass die Leute während der langen Verhandlungen an Bord bleiben mussten, während Regierungen über 64 Einzelschicksale verhandelten«, erklärte er.

Abgeordnete fordern mehr Einsatz der Bundesregierung
210 Bundestagsabgeordnete unterzeichnen »Osterappell« - nur aus der AfD-Fraktion gibt es keine Unterstützung

Zuvor hatte auch die deutsche Menschenrechtsorganisation Pro Asyl das Verhalten des kleinsten EU-Landes als »unerträglich« kritisiert. »Es gibt überhaupt keine nachvollziehbare Erklärung, dass Malta die Alan Kurdi nicht einlaufen lässt. Malta tritt die Menschenwürde mit Füßen«, sagte Geschäftsführer Günter Burkhardt. Pro Asyl fordere einen Europäischen Verteilungsschlüssel für Angelandete und aus Seenot gerettete Bootsflüchtlinge.

EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos dankte Deutschland, Frankreich, Portugal und Luxemburg dafür, sich solidarisch gezeigt zu haben. Zugleich mahnte er nachhaltige Regelungen an, um vergleichbare Situationen künftig besser bewältigen zu können.

Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 356 Menschen im Mittelmeer ertrunken oder gelten als vermisst. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -