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Streit um »Fusion«-Festival - Behörden wollen weiter freien Zutritt
Kulturkosmos befürchtet ein Ende des Ferienkommunismus
Lärz. Die Behörden an der Mecklenburgischen Seenplatte fordern weiter freien Zutritt zum »Fusion«-Festivalgelände in Lärz, geben sich aber auch kompromissbereit. Das machten Landrat Heiko Kärger (CDU) und Neubrandenburgs Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch am Dienstag in Neubrandenburg deutlich.
»Lassen sie uns reden, ein Miteinander wäre mir wichtig«, sagte Hoffmann-Ritterbusch in Richtung des Veranstalters, des Berliner Vereins Kulturkosmos. Nach einem Treffen der Behörden mit dem Veranstalter am 16. Mai soll eine Entscheidung über das »Fusion«-Festival 2019 fallen. Gegen diesen Bescheid könnten die Veranstalter dann klagen, wie sie es bereits angekündigt hatten.
Der Verein muss noch mehrere Auflagen erfüllen, die aber lösbar seien, sagte Kärger. So gebe es Auflagen beim Jugendschutz, bei der medizinischen Betreuung, baulicher Art bei den Hangars und weitere Probleme, die noch nicht gelöst wurden. Es fehle auch der Nachweis nach »qualifizierten Ordnern.« Hintergrund der strengeren Sicherheitsbestimmungen sei eine 2018 in Kraft getretene »Versammlungsstätten-Verordnung«. Auch Kärger plädierte für ein Sicherheitszentrum auf dem Gelände mit Sanitätern, Sicherheitsleuten und der Polizei. Sicherheitskonzepte müssten angepasst werden an aktuelle Lagen: »Notre-Dame hat auch 500 Jahre nicht gebrannt und trotzdem ist es nun passiert.«
Der Verein lehnt bisher vor allem eine Polizeistation und »anlasslose Streifen« auf dem Festivalgelände ab. Die Philosophie des Festivals baue auf Freiheit der Kunst und freie Entfaltung der Gäste, was mit Polizeikontrollen nicht gehe, hieß es.
Die »Fusion« wird seit 1997 auf einem ehemaligen russischen Militärflugplatz veranstaltet. In diesem Jahr werden Ende Juni wieder rund 70.000 Menschen erwartet. Die Veranstalter versprechen »vier Tage Ferienkommunismus« mit Musik vieler Spielarten, Theater, Performance, Kino und Installationen. Es ist, wie in Vorjahren, bereits ausverkauft, ein Ticket für das Festival kostet 145 Euro.
»Wir wollen die «Fusion» nicht verbieten«, stellte der Polizeichef klar. »Wir wollen auch nicht in jedes Zelt gucken.« Klar sei aber auch, dass die Polizei nicht handlungsfähig ist, wenn sie im Problemfall erst vor der Schranke steht und etwas absprechen muss. In den Vorjahren sei man vielleicht nicht konsequent genug gewesen, meinte Hoffmann-Ritterbusch, der seit 2016 das Präsidium führt.
Bei der Sicherheit von 70.000 oder 80.000 Leuten könne man aber nichts dem Zufall überlassen. »In Duisburg auf der Love Parade 2010 waren viele Ordner da, aber sie haben nicht das Richtige getan oder waren an der falschen Stelle«, erläuterte Hoffmann-Ritterbusch. Bei einer Massenpanik hatte es 2010 bei der Love Parade in Duisburg 21 Tote gegeben.
Als Beispiel für gelungene Absprachen führte der Polizeichef das Festival »Rock am Ring« an. Dort habe es 2016 bei einem Gewitter 70 Verletzte gegeben. Das Konzept sei gemeinsam weiterentwickelt worden und 2018 habe es wieder Unwetter mit Räumung gegeben, aber ohne Verletzte.
Unterdessen haben die »Fusion«-Veranstalter eine »Online-Petition« gegen die Polizeiforderungen gestartet. Diese hatten bis zum Nachmittag rund 82.000 Nutzer unterzeichnet. Nach Ansicht des Kulturkosmos-Vereins geht es um die »Freiheit von Kunst und Kultur« und Freiräume in der Gesellschaft. »Es geht also um weit mehr als um die Zukunft unseres geliebten Fusion-Festivals, das durch extreme polizeiliche Forderungen auf dem Spiel steht«, heißt es.
Lesen sie auch zum Thema: »Wir dürfen das nicht hinnehmen«. Ist die »Fusion«, Europas größtes unkommerzielles Musikfestival, gefährdet – weil die Polizei es überwachen will? Von Niklas Franzen
»Es geht am Ende um die politische Frage, ob es in dieser Gesellschaft weiterhin Freiräume geben kann, die nicht von der Polizei eingeschränkt und mit repressiven Maßnahmen begleitet werden.« Das wiesen der Landrat und Hoffmann-Ritterbusch zurück. Die Polizei sei auf allen Festivals vor Ort und meist auch gern gesehen, erklärte der Polizeichef. dpa/nd
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