Asymmetrischer Müllhandel
Kurt Stenger über strengere globale Regeln für Plastikexporte
Bundesumweltministerin Svenja Schulze freut sich über die künftig strengere Regulierung der Plastikmüllexporte weltweit: Dies sei »ein großer Fortschritt und eine wirksame Handhabe gegen den zunehmenden Meeresmüll«. Gewiss, es ist immer gut, wenn die Staatengemeinschaft die Zukunftsaufgabe Umweltschutz ernst nimmt, doch Euphorie ist fehl am Platz. Die EU hat solche Regeln längst beschlossen, und die USA, einer der rücksichtslosesten Exporteure, machen mal wieder nicht mit. Vor allem beseitigt der UN-Beschluss die Ursache nicht: die asymmetrischen Welthandelsbeziehungen. Es ist natürlich gut, wenn Entwicklungsländer nicht recycelbaren Müll wieder zurückschicken dürfen. Doch viele werden sich dies nicht trauen, denn sie brauchen die Einnahmen dringend und befürchten, dass die Auftraggeber dann andere Abnehmer suchen.
Letztlich ist es die Wirtschaftsweise der Industrieländer, die auf den Prüfstand gehört. Erst haben sie die Rohstoffförderung und die besonders schmutzigen Industrien großenteils in den globalen Süden verlagert. Und dann schicken sie Plastikmüll und Elektroschrott aus den verbrauchten Produkten in arme Länder in Südasien oder Westafrika - und freuen sich über bessere Umwelt sowie steigende Recyclingquoten.
Beim Klima- wie beim Umweltschutz muss die Veränderung in den Industrieländern beginnen. Erst dann werden Regenwälder nicht mehr abgeholzt und Ozeane mit Plastikmüll überschwemmt - weit weg von den Verursachern.
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