Klima, Kapitalismus, Ostdeutschland

Rund 600 Teilnehmer diskutierten auf dem Berliner Kongress »Marx is muss« linke Strategievorschläge

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 2 Min.
Abendpodium zum Feminismus der 99%! Mit Cinzia Arruzza, Kerstin Wolter, Rhonda Koch und Ulrike Eifler
Abendpodium zum Feminismus der 99%! Mit Cinzia Arruzza, Kerstin Wolter, Rhonda Koch und Ulrike Eifler

»Was in Sachsen passiert, betrifft ganz Deutschland«, sagt Charlotte Papke vom Bündnis »Unteilbar«. Die Aktivistin macht auf dem Abschlusspodium des »Marx-is-muss«-Kongresses im Berliner nd-Gebäude deutlich, welche dramatischen Auswirkungen eine AfD-CDU-Koalition nach den Landtagswahlen im Herbst hätte. »Alle Lebensbereiche wären betroffen.« Die Regierungsbeteiligung einer teilweise faschistischen Partei sei zudem auch im Bund nicht mehr undenkbar. Wie die anderen Gäste sucht Papke nach einer solidarischen und linken Antwort, um rechte Erfolge bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zu verhindern. Das Angebot von »Unteilbar«: Großdemonstrationen am 6. Juli in Leipzig und am 24. August in Dresden.

Julia Stefanius von der Initiative »Aufbruch Ost« fordert auf dem Podium wiederum dazu auf, die soziale Frage im Osten entschieden von links zu besetzen. Dazu müsse man auch die Treuhand-Verwerfungen der 1990er Jahre aufarbeiten, Engagierte im ländlichen Raum stärken und Szeneblasen verlassen. »Wir müssen einladend wirken statt abgrenzend, mehr zuhören, anstatt zu reden.«

Von Donnerstag bis Sonntag hatten rund 600 Besucher an den Workshops und Veranstaltungen des Kongresses teilgenommen. Die Schwerpunkte lagen dieses Jahr neben dem Kampf gegen Rechts auf den Auseinandersetzungen um die Klimafrage sowie der notwendigen strategischen Ausrichtung der Linkspartei.

Kongress-Mitorganisator Michael Ferschke betonte gegenüber »nd«, dass sich in den Debatten bestimmte Positionen herausgebildet hätten: So sei eine Mehrheit der Teilnehmer gegenüber einer rot-rot-grünen Regierung eher skeptisch und würde stattdessen den Aufbau gesellschaftlicher Gegenmacht von unten bevorzugen. Zugleich müsse man das eigene linke Profil hinsichtlich der Umweltkompetenz stärken und besser nach außen kommunizieren. Statt eines »grünen Kapitalismus« könne man die Systemfrage mit der Klimafrage verbinden, statt Konsumenten vor allem die Energiekonzerne in die Verantwortung nehmen. »Die Linkspartei kann andere Antworten geben als die Grünen«, so Ferschke.

Organisiert wurde der jährliche Kongress vom Netzwerk »Marx 21« innerhalb der LINKEN. Unter den Referenten waren die Linkspartei-Kovorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger, aber auch Wissenschaftler, Initiativenvertreter, Publizisten und Linkspolitiker aus dem Ausland.

Die Veranstalter zeigten sich mit dem Verlauf zufrieden: »Es war besonders erfreulich, dass die Aktiven aus den Bewegungen die Debatten geprägt haben«, sagte Ferschke. Nach dem eher enttäuschenden Ergebnis bei der jüngsten EU-Wahl habe sich bei den Besuchern eine »kämpferische Stimmung« gezeigt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.