- Kommentare
- Hitze
Anpassung per Ventilator
Kurt Stenger über neue Strategien in Zeiten des Klimawandels
Die Wettervorhersagen der letzten Tage haben auch wirtschaftliche Folgen: Die Branche der Ventilatorenhersteller und Einzelhändler erfreuen sich an einem Umsatzboom. Ob es so kommt wie im Hitzesommer 2018, als praktisch keines dieser Geräte, zumindest zu einem noch halbwegs bezahlbaren Preis, mehr zu kriegen war?
Die Panikkäufe ächzender Verbraucher würde man in der großen Klimadiplomatie unter das Stichwort »Adaptation« fassen – Strategien zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels. Hilfen insbesondere für arme Länder bei der Anpassung sind zwar längst beschlossen, aber wie so vieles kaum mehr als ein Fragment.
Das Ventilatorenbeispiel zeigt indes das Problem dieser Strategie: Die Reichsten decken sich mit einer teuren Klimaanlage ein, viele wirbeln warme Luft auf, der Rest fügt sich in sein Schicksal. Und so ist der Klimawandel wie so vieles im Kapitalismus extrem ungerecht – während er die Reichen im Alltag kalt lässt, geht es für viele Arme in Entwicklungsländern ums bloße Überleben.
Natürlich braucht es gesamtwirtschaftliche Anpassungsstrategien, die auch in Deutschland bisher vernachlässigt werden. Nicht aber Klimaanlagen für alle, bei denen der Strom aus Kohlekraftwerken kommt, die das Klima weiter anheizen. Zumal man kühlen Kopf bewahren muss: Vordringlich ist nicht Anpassung, sondern die Verhinderung einer katastrophalen Erderwärmung. Auch wirtschaftlich ist das die mit Abstand beste Variante.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.