Schizophrene Kommunikation

Nicolas Šustr über die Wirtschaft und den Mietendeckel

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

»Wir haben oft gewarnt«, sagt Maren Kern, Chefin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) am Montag. Und zählt auf: Unter anderem, dass gebaut werden muss und dass öffentliche Wohnungsbestände nicht privatisiert werden sollen. Damit hat sie ja durchaus recht. Andererseits zählt ihr Verband die Wohnungskonzerne Deutsche Wohnen und Vonovia, die nur durch die Privatisierung öffentlicher Bestände überhaupt entstehen konnten, zu ihren Mitgliedern. Darüber möchte sie nicht so gerne diskutieren.

Das ist noch eher eine der kleineren Ungereimtheiten in der Kommunikation der Bau- und Immobilienwirtschaft zum Mietendeckel. Die Vertreter zweifeln die geistige Gesundheit von Rot-Rot-Grün an, sprechen dem Vorhaben die Rechtsstaatlichkeit ab und unterstellen Sozialismusfantasien. Die DDR steht in Berlin für sie unter der Mitte-links-Koalition sowieso permanent vor der Tür. In den Momenten dazwischen lautet die Klage, dass auf die Wirtschaft ja überhaupt nicht gehört werde.

Beliebt auch der Hinweis, dass der Mietendeckel keine einzige neue Wohnung schaffe. Das ist ja auch nicht die Intention dieses Instruments. Es soll die Verdrängung von Geringverdienern aus der Innenstadt stoppen, indem die Spekulation mit dem Bestand endlich aufhört.

Daher ist auch klar, warum die Berliner Volksbank sich vehement gegen den Mietendeckel stellt. Sie fürchtet wohl um Immobilienkredite. Es wäre in Berlin nicht das erste Mal, dass sinkende Liegenschaftswerte jenseits der Vorstellungskraft waren. Wenn die Branche aus den Einbrüchen der Vergangenheit nichts gelernt hat, muss sie sich das allerdings selbst zuschreiben.

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