Nach Lehrbuch

Ralf Klingsieck über die jüngste Fusion in der Autobranche

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 2 Min.

Diese Fusion zwischen den Autokonzernen PSA Peugeot Citroën und Fiat Chrysler verläuft wie nach einem Lehrbuch für Neoliberalismus: Die Börsen reagieren nahezu euphorisch, die Kurse von Fiat Chrysler und PSA schnellen in die Höhe, den Firmensitz wählt man im steuergünstigen Ausland. Um Reibungen zu vermeiden, werden die Spitzenposten möglichst ausgewogen verteilt. Gleichzeitig wird aber spekuliert, wer im neuen Konzern das Sagen haben wird.

Wo es nämlich in der Vergangenheit bei Fusionen eine Pattsituation gab, kam es früher oder später wieder zum Bruch, so wie bei Renault und Volvo oder bei Daimler und Chrysler. Klare Verhältnisse herrschten nur, wo ein Starker einen Schwachen schluckte, wie PSA Opel. Die Allianz zwischen Renault und Nissan ging gut, solange es galt, die angeschlagene japanische Gruppe zu sanieren. Als die wieder stärker wurde, kam es zur Krise. Die brachte den Chefsanierer Carlos Ghosn ins Gefängnis, allerdings nicht wegen seines skrupellosen Führungsstils, sondern weil er nicht genug bekommen konnte.

Letztlich müssen aber immer die Beschäftigten die Zeche zahlen. Folglich sorgen sich auch jetzt die Gewerkschaften um die Arbeitsplätze. Die Fusion Renault-Nissan hat in Frankreich mehr als 24 000 Arbeitsplätze gekostet. Bei der durch PSA geschluckten Marke Opel dürften es 7000 werden, und auch bei PSA-Fiat-Chrysler wird es nicht anders kommen. Wenn die Regierung in Paris jetzt tönt, sie werde keine Werksschließungen zulassen, nimmt sie eindeutig den Mund zu voll.

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