Kolumbiens Vorbild heißt Chile

Martin Ling über die anhaltenden Proteste in dem Andenstaat

»El paro no para« - der Streik hört nicht auf! Was die Chilen*innen seit einem Monat vormachen, scheinen die Kolumbianer*innen sich zum Vorbild genommen zu haben. Der Generalstreik war offensichtlich nur der Einstieg in Kolumbien, aber kein Grund, inne zu halten. Was am Donnerstag begann, findet seitdem seine Fortsetzung: anhaltende Proteste gegen das neoliberale Modell.

Die Vorhaben des rechten Präsidenten Iván Duque lesen sich wie eine neoliberale Blaupause: Abschaffung des Mindestlohns, Senkung des Lohns für Jugendliche, Privatisierung des Rentensystems, Senkung von Steuern für Konzerne und die Privatisierung von staatlichen Unternehmen. In Kurzform: Privatisierung der Gewinne, Sozialisierung der Verluste und Kosten. Das ist ganz offensichtlich nicht die Demokratiedividende, die sich die Kolumbianer*innen vom 2016 geschlossenen Friedensabkommen zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla versprochen haben. Statt Schritt für Schritt das Abkommen der Vorgängerregierung in die Tat umzusetzen, hat unter Duque die Repression gegen Friedensaktivisten und soziale Bewegungen sogar zugenommen. Dass sich Duque nun in einen »nationalen Dialog« flüchtet, zeigt, wie stark er unter Druck geraten ist. Doch ohne substanzielle Zugeständnisse wird der Streik nicht enden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.