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Überflieger
Argentiniens neuer Wirtschaftsminister Martín Guzmán ist ein undogmatischer Theoretiker
Einen Traum hat sich Argentiniens politischer Shootingstar schon erfüllt: Der 37-jährige Wirtschaftsminister Martín Guzmán traf sein fußballerisches Idol Diego Maradona rund um dessen Audienz beim neuen Präsidenten Alberto Fernández im Präsidentenpalast Casa Rosada.
Mit Maradona eint Guzmán, dass sie jeweils vor einer Herkulesaufgabe stehen: Ersterer soll als Trainer Guzmáns Lieblingsverein Gimnasia La Plata vor dem Abstieg in die zweite Liga retten, letzterer Argentiniens Wirtschaft vor dem kompletten Zusammenbruch.
Mehr als 40 Prozent der Argentinier leben unter der Armutsgrenze, die Inflation liegt bei über 50 Prozent. Das Erbe von vier Jahren neoliberaler Politik unter Mauricio Macri wiegt schwer.
In der peronistischen Partei PJ sollen es nicht alle wohlwollend gesehen haben, dass Argentiniens Präsident Alberto Fernández - auch er Gimnasia-Anhänger - jemand ohne Stallgeruch zum Wirtschaftsminister berufen hat. Denn Meriten hat sich der am 12. Oktober 1982 in La Plata geborene Guzmán bisher ausschließlich im akademischen Bereich erworben.
2008 zog es ihn zur Promotion in die USA, 2013 machte er an der Brown University den Doktor. Zuletzt hatte Guzmán als Mitarbeiter des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz an der Columbia University nach Lösungen für die Schuldenkrisen von Staaten geforscht.
Als Anschauungsbeispiel diente ihm dabei sein Heimatland Argentinien: Dort hat Macri mit Hilfe eines 57-Milliarden-Dollar-Kredits des Internationalen Währungsfonds die Auslandsschulden um über 100 Milliarden Dollar auf weit über 300 Milliarden Dollar hochgetrieben und das Land an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht, die Guzmán nun abwenden will und soll.
Guzmán gilt als herausragender Theoretiker und als undogmatisch, einer, der die Methoden an die Probleme anpasst. In der Praxis musste er sich freilich noch nicht beweisen. Das steht nun aus. Sein erklärtes Ziel: die Schuldenprobleme zu lösen, ohne den ärmsten Argentiniern noch mehr Opfer abzuverlangen. Martin Ling
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