Kameras bei linkem Festival auf Dixie-Klos versteckt

Mitarbeiter hat Videos im Internet verbreitet / Betroffene kritisieren den Umgang der Organisator*innen

  • Anne Beyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein linker Gegenentwurf zur kapitalistischen Gesellschaft sollte das Festival »Monis Rache« sein. Ein sicherer Raum, frei von Herrschafts- und Unterdrückungssystemen wie Sexismus oder Rassismus. Drei Mal fand es zwischen 2016 und 2018 auf dem Flugplatz in Tutow in Mecklenburg-Vorpommern statt. Etwa 4000 Besucher*innen kamen jährlich.

Nun hat eine Reportage des Strg_F-Formats, das zum ARD-Jugendangebot »Funk« gehört, öffentlich gemacht, dass ein Mitarbeiter des engen Organisationsteams Kameras auf den Dixie-Klos versteckt hatte. Er schnitt die Videos später und verbreitete sie auf einer Porno-Plattform im Internet. Mehrere tausend Euro soll er damit verdient haben.

Dem Organisationsteam seien die Vorfälle bekannt, schreibt es auf seiner Internetseite. »Seitdem uns Patrizia Schlosser im September darüber informiert hat und wir den Täter ermittelt und mit seinen Taten konfrontiert haben, versuchen wir einen Umgang damit zu finden«, heißt es in der Erklärung.

Für viele Betroffene dauert das zu lange. »Ihr hattet seit September Zeit!?«, fragt eine Nutzerin entsetzt auf Facebook. »Ich bin echt mega enttäuscht«, schreibt eine andere. »Vier Monate!! Und das bei einem Festival, das einen linken, emanzipatorischen Anspruch hat.«

Gegenüber »nd« wollte sich das Organisationsteam nicht äußern. In seiner Stellungnahme erklärte es aber: »Die momentane Situation verlangt auch uns sehr viel ab. Deshalb bitten wir euch, bis Anfang nächste Woche Geduld zu haben, sodass wir euch mit einem ausführlichen Statement umfassend informieren können.«

Eine Betroffene, die sich Jana nennt und ihren richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, erklärte gegenüber »nd«: »Ich finde es unerträglich, dass sich das Orgateam nur selbst bemitleidet, ohne in einem einzigen Wort die eigentlichen Opfer zu benennen oder sich zu entschuldigen.« Das Verhalten des Teams verhöhne die Betroffenen, so die junge Frau. Sie fühle sich allein gelassen und ohne jegliche Handlungsmöglichkeit.

Mit der spärlichen Erklärung der Organisator*innen wollen sich viele der Betroffenen aber nicht zufrieden geben. Im Internet haben sie begonnen, sich zu vernetzen. Bald schon sollen Treffen in mehreren Städten stattfinden. Erste Strafanzeigen sind bereits bei der Polizei eingegangen. Und das, obwohl in linken Kreisen immer wieder diskutiert wird, ob es sinnvoll ist, mit der Polizei zu »kooperieren«. Community Accountability, heißt eine gemeinschaftliche Strategie, um auf Gewalt, einschließlich häuslicher und sexualisierter Gewalt, zu reagieren. Auf Polizei- oder Gefängnisstrafen greift sie nicht zurück. Auch das wäre eine Möglichkeit des Umgang gewesen, finden viele Betroffene.

»Es geht nicht nur darum, dass dieser eine Täter bestraft wird«, meint Jana. »Es geht um eine ganze sexistische Struktur. Ich hoffe, alle, die in diesen Netzwerken aktiv sind, haben jetzt Angst.«

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