Mission ohne humanitäre Komponente

EU-Außenminister einig über Marineeinsatz zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen

Der deutsche Außenminister Heiko Maas gab den Weg vor und machte den geopolitischen Anspruch der EU deutlich: »Die EU muss tun, was in ihrer Kraft steht, um bei der Umsetzung zu helfen. Wir sollten auch auf der Basis der bevorstehenden Mission wieder Unterstützung bei der Umsetzung des Waffenembargos anbieten.«

Es war nicht sicher, dass die Außenminister der Europäischen Union bei ihrem Treffen in Brüssel am Montag dieser Route folgen würden. Klar ist: Die EU will das Waffenembargo gegen Libyen künftig mit einer neuen Marinemission überwachen. Es habe eine Grundsatzentscheidung für einen neuen EU-Einsatz gegeben, sagte Bundesaußenminister Maas am Montag in Brüssel. »Diese Mission soll auch eine maritime Komponente haben, die sich an den Routen derjenigen orientiert, die Waffen nach Libyen bringen, also im östlichen Mittelmeer.«

Österreich und Ungarn hatten in den vergangenen Wochen Pläne blockiert, die bis Ende März laufende Marinemission »Sophia« wieder mit Schiffen auszustatten, um das Waffenembargo gegen Libyen zu überwachen. Sie gingen davon aus, dass die Schiffe dann wieder Flüchtlinge aus Seenot retten und nach Europa bringen würden. »Sophia«-Schiffe hatten seit Gründung der Mission 2015 rund 45 000 gerettete Flüchtlinge nach Italien gebracht. Wegen des EU-Streits um die Flüchtlingsaufnahme hat die Mission seit Anfang 2019 keine Schiffe mehr im Einsatz.

Maas betonte, die Ausstattung der neuen EU-Mission mit Schiffen sei notwendig, um ein komplettes Lagebild über Waffenlieferungen nach Libyen zu erhalten. Die Schiffe würden nun aber im östlichen Mittelmeer stationiert, wo auch die Routen für den Waffenschmuggel verliefen. »Sophia« lief bisher vor allem im zentralen Mittelmeer zwischen Libyen und Italien.

»Die Mission Sophia im Mittelmeer wird beendet«, sagte Österreichs Minister Schallenberg. Der Fokus der neuen Mission solle zunächst »auf der Luftraumüberwachung« liegen. Schiffe könnten dagegen nur »außerhalb des bisherigen Einsatzbereichs« kommen. Schallenberg nannte dabei den Osten Libyens »oder noch weiter östlich«.

Sobald sich erweise, dass die neue Mission zu einem Sogfaktor für Flüchtlinge werde, würden »die maritimen Elemente wieder abgezogen«, sagte Schallenberg.

Ähnlich äußerte sich Italiens Außenminister Luigi Di Maio. Über die Regeln zur Aufnahme geretteter Flüchtlinge werde später diskutiert. Hier gebe es zwei Optionen: Entweder nehme das Land des betreffenden Schiffes die Geretteten auf oder es werde ein Rotationsverfahren gefunden.

In Libyen war 2011 nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Bei einem Gipfel vor vier Wochen in Berlin hatten sich 16 Staaten und Organisationen darauf verständigt, die Einmischung von außen in den seit neun Jahren anhaltenden Konflikt zu beenden. mit Agenturen

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -