Über Mosambik nach Brandenburg

Tomas Morgenstern arbeitet seit 2014 als Redakteur im nd-Ressort Hauptstadtregion

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Homeoffice
Im Homeoffice

»Nach sechs Wochen im Homeoffice wird man langsam blöde im Kopf«, findet Redakteur Tomas Morgenstern. So lange arbeitet er nun schon nicht mehr an seinem Schreibtisch im nd-Ressort Hauptstadtregion, sondern daheim in seinem winzigen Arbeitszimmer. Seinen akribisch recherchierten Texten merkt es der Leser nicht an, aber Morgenstern fehlt doch der direkte Kontakt zu den Menschen, über die er schreibt, und der kurze Weg zu seinen Kollegen. Die sehen ihn bei morgendlichen Videokonferenzen nun stets vor einem hohen Regal, das schwer mit Büchern beladen ist. Was sie nicht sehen können: An der Wand neben ihm steht noch so ein Bücherregal.

Unmengen historischer Werke besitzt Morgenstern, viel zum Ersten und Zweiten Weltkrieg. Aber er interessiert sich auch für Ostrock und für Fahrzeuge, am besten welche, die auf Ketten rollen. In den Regalen stehen außerdem Romane, etliche Krimis - und eine Ansichtskarte, auf der Ernesto Che Guevara und Fidel Castro abgebildet sind. Ein alter Studienfreund, mit dem er zuletzt einige Jahre beim »nd« gearbeitet hatte, schickte ihm diese Karte aus Kuba. Der Freund befindet sich jetzt bereits im Ruhestand. Der 63-jährige Morgenstern hat bis zur Rente noch zwei Jahre. Er freut sich nicht so recht darauf: »Ich habe immer gern als Journalist gearbeitet und kann mir etwas anderes schwer vorstellen.«

Geboren wurde Tomas Morgenstern 1956 in Berlin-Kaulsdorf, und er ist auch in der Stadt aufgewachsen. Drei Jahre Wehrdienst leistete er bei den Grenztruppen der DDR in Kleinmachnow als Fernschreibtruppführer. Es folgte von 1978 bis 1982 das Journalistikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Delegiert hatte ihn der ADN, die Nachrichtenagentur der DDR. Die schickte ihn von 1985 bis 1987 als Korrespondenten nach Mosambik. Dort begegnete er auch dem ersten Präsidenten der Volksrepublik, Samora Machel. Dessen Befreiungsfront Frelimo hatte 1975 die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal erkämpft. Doch nun tobte ein Bürgerkrieg. Es war für den Journalisten Morgenstern nicht leicht, aus der Hauptstadt Maputo hinauszugelangen. »Das musste man sich erkämpfen - und dann hatte noch der eine oder andere einen Blick darauf, ob das Geschriebene überhaupt veröffentlicht werden durfte«, erinnert er sich. Es sei aber die »spannendste Zeit« seines Lebens gewesen.

1990 war bei ADN Schluss. Seitdem hat Morgenstern beruflich mit Brandenburg zu tun - zunächst bei der »Neuen Zeit«, der einstigen Tageszeitung der Ost-CDU, die 1994 über Nacht eingestellt wurde, wovon er im Urlaub aus der Zeitung erfuhr. Sechs Jahre lang pendelte der Vater eines Sohnes täglich zur »Märkischen Oderzeitung« nach Frankfurt (Oder), was das Familienleben belastete. Darum gab er seinen Ressortleiterposten auf und wechselte im Jahr 2000 zur »Berliner Zeitung«, wo er Chef der Redaktionsgruppe Brandenburg wurde. Dort ging es für ihn 2008 nicht weiter. Nach einem Zwischenspiel unter anderem als Chefredakteur des Anzeigenblatts »Blickpunkt« kam Tomas Morgenstern 2014 zum »neuen deutschland«. Rückblickend sagt er: »Alle Stationen waren interessant, aber nirgendwo habe ich so viel selbst geschrieben wie beim ›nd‹.« Und es sollen in dieser Zeitung noch viele Beiträge folgen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -