Aerosole können auch nützlich sein

Aerosole sind in aller Munde. Dr. Schmidt erklärt, wie das Coronavirus in den feinen Tröpfchen mitfliegen kann.

Aerosole sind jetzt in aller Munde, weil sie das Coronavirus übertragen. Ist das richtig?

Na ja, richtig und falsch. Neben der Schmierinfektion und der Infektion über Körperflüssigkeiten gibt es die Tröpfcheninfektion - bei letzterer handelt es sich, wenn man so will, um Aerosole. Nämlich um feine Tröpfchen, zum Beispiel von Speichel, in denen das eine oder andere Virus oder auch Bakterium mitfliegen kann. Vielen Leuten wird das Wort Aerosol schon vor langer Zeit begegnet sein: in der Debatte über das Ozonloch, dessen Ursache ja die Spraydose war. Auf der stand oftmals drauf, dass das ein Aerosolspray wäre. Auch da entstehen feine Tröpfchen an der Sprühdüse, und die tragen einen Duftstoff oder vielleicht auch ein Desinfiziens.

Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Foto: nd/Ulli Winkler

Aerosol klingt lateinisch.

Ja, aero kommt von der Luft und sol kommt von solutio, von der Lösung. Man könnte also sagen, es handelt sich um etwas, was in der Luft gelöst ist. Feine Teilchen, die in der Luft schweben, weshalb man auch Schwebstoffe dazu sagen kann.

Und die sinken dann auf den Boden?

Früher oder später fallen sie schon runter. Aber früher und später kann ziemlich weit auseinander liegen. Auch der Wüstenstaub ist ein Aerosol, was man mit Satellitenmessungen sehr schön sehen kann: Wenn der durch den Wind verblasen wird, kann er ziemlich weit fliegen, von der Sahara bis nach Amazonien.

Und von Person zu Person?

Das muss das Tröpfchen erst mal schaffen, ohne auf dem Weg zu verdunsten.

Es kommt also darauf an, wie weit weg die Personen sind.

Also wenn du jetzt Tröpfchen ausatmest und du radelst gerade durch die Gegend, dann hast du natürlich noch den Fahrtwind, der sie vorne rum- und wegbläst. Das heißt: Du hinterlässt hinter dir wahrscheinlich einige Tröpfchen. Und wenn du einen heftigen Nieser hast, das hat auch jemand mal gemessen, dann fliegt so ein Tröpfchen sogar acht Meter weit. Aber wie viele davon dann noch infektiöse Viren enthalten, das weiß der Geier. Das ist ja das Blöde an diesem Coronavirus, dass wir viel zu wenig darüber wissen.

Tabakrauch und Feinstaub sind auch Aerosole?

Klar, Aerosole können, auch ohne Viren zu transportieren, Krankheitsauslöser sein.

Auch vom Menschen verursacht.

Ja, aber auch in der Natur gibt es einen Haufen tröpfchenförmiger Aerosole. Wenn der Sturm übers Meer pfeift, dann reißt der da feine Wasser-Salz-Partikel in die Luft, die dann auch weiter hochgewirbelt werden können, bis in die Wolken. Alle Wolken brauchen Aerosole, denn das Wasser muss kondensieren. Aerosole können also auch nützlich sein.

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