EU baut an einer Allianz für Impfstoffe

Europäische Kommission versammelte Geldgeber für Entwicklung von Mitteln gegen Covid-19

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Etwa 7,5 Milliarden Euro werden für erste Schritte zur Beendigung der Corona-Pandemie benötigt. Das Einsammeln von Geldern für die Entwicklung weltweit verfügbarer Diagnostika, Therapeutika und Impfstoffe gegen Covid-19 war Anliegen einer am Montag in Brüssel abgehaltenen Konferenz. Eingeladen hatte die EU-Kommission. Es ging gut los: Die erste Milliarde versprach zum Auftakt Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

Am virtuellen Treffen wirkten Regierungschefs aus aller Welt, Vertreter internationaler Organisationen, privater Stiftungen und der Pharmabranche mit. Öffentlichkeitswirksam stehen auch Prominente wie US-Sängerin Lady Gaga der »Coronavirus-Krisenreaktion« bei.

Bereits vor Beginn hatten mehrere Länder finanzielle Beiträge angekündigt. Großbritannien wollte 450 Millionen Euro beisteuern. Saudi-Arabien, das derzeit den G20-Staaten vorsteht, versprach eine halbe Milliarde. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits im Vorfeld mit Nachdruck für die Initiative geworben. Die Bundesrepublik, kündigte sie nun an, stellt 525 Millionen Euro für die internationale Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten bereit.

Angesichts aktueller Krisenpakete wirkt die EU-Kollekte fast bescheiden. Von den Geldern profitieren sollen internationale Gesundheitsorganisationen. Dazu zählen die Koalition für Epidemievorbeugung (CEPI), die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (GAVI) sowie der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria.

Ein »globales öffentliches Gut« nennt die Bundeskanzlerin einen neuen Impfstoff. Die EU-Initiative strebt dazu über die finanzielle hinaus eine multilaterale Kooperation in der Forschung an. Mit ihrem Ansatz ist sie klar ein Gegenprojekt zum nationalen Alleingang der USA bei der Entwicklung eines Impfstoffes. Das betrifft auch den Umgang mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der eine Schlüsselrolle zugedacht ist. Nachdem US-Präsident Donald Trump die US-Beiträge aussetzte, ist gerade die Gates-Stiftung zum wichtigsten WHO-Förderer aufgestiegen.

Echte globale Solidarität in der Krise fordert eine Koalition von Hilfsorganisationen. An Bundeskanzlerin Merkel richtete sie einen deutlichen Appell. Zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehören die BUKO Pharma-Kampagne, die Deutsche Aidshilfe, Ärzte ohne Grenzen und das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt. »Weltweit geraten Gesundheitssysteme an ihre Grenzen oder kollabieren«, stellen sie fest und mahnen: »Egoistische Interessen von Staaten oder Gewinnerwartungen von Firmen dürfen nicht über das Leben von Menschen gestellt werden.« An die Politik wird appelliert, auch die Gesundheit von Flüchtlingen, Illegalen, Obdachlosen, Menschen im Strafvollzug und anderen Marginalisierten zu schützen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.