Wie das Spielgeld gierig wurde

Was ist das nervigste Brettspiel der Welt? Richtig: Monopoly - und das ist kein Zufall.

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 2 Min.

In den frühen 1900er Jahren erfand die Aktivistin Elizabeth Magie aus Illinois ein Brettspiel, das sie »The Landlord’s Game« nannte - das Vermieterspiel. Das Brettspiel ist mit seinen Elementen dem Immobilienmarkt nachempfunden: Die Spieler erheben Mietforderungen und führen Steuern an eine Gemeinschaftskasse ab.

Magie erfand das Spiel, um den »einfachen Leuten« die Gefahren des monopolistischen Landbesitzes aufzeigen und die dadurch verursachte Verarmung der Landbevölkerung. Ihre Biografin Mary Pilon schrieb: »Ihr erklärtes Ziel war, das Übel der Geldvermehrung auf Kosten anderer zu zeigen.« Magie entwarf noch eine zweite Variante: In dieser führte sie eine von dem sozialreformerischen Ökonomen Henry George vorgeschlagene »single tax« ein. Bei der einen Variante bleibt ein Monopolist übrig, dem als Gewinner alles gehört, während bei der damaligen zweiten Alternative ohne Bodenspekulation die meisten Mitspieler im Spielverlauf immer wohlhabender werden.

Das Spiel wurde zu einem Hit in subversiven Kreisen in den USA - blieb aber kommerziell unerfolgreich. Studenten stellten ihre eigenen Kopien her und spielten in Schulen und zu Hause, im Mittleren Westen aber insbesondere im Nordosten der USA.

30 Jahre später aber immer noch im Nordosten der Vereinigten Staaten wird das erfolgreichste Brettspiel der Welt aus der Taufe gehoben. »Charles Darrow hat Monopoly 1933 in Philadelphia, Pennsylvania, erfunden«, heißt es offiziell beim Spieleverlag Hasbro. 35 000 Spiele wurden im ersten Jahr verkauft - pro Woche und mitten in der Weltwirtschaftskrise »Würde man alle Bretter der bislang verkauften Spiele aneinanderlegen, könnte man 3,5-mal den Erdball umrunden«, heißt es stolz beim Hersteller.

Ahnen Sie schon was? Der Spieledesigner Charles Darrow hat sich das Spielprinzip und die meisten der narrativen Spielelemente abgekupfert - und ebenso den Namen. Monopol war einer von vielen Namen, unter denen Elizabeth Magie ihr Spiel verbreitete. Darrow machte sich noch nicht einmal besondere Mühe, das Spiel anzupassen, mit dem er zum ersten Spielemillionär der Geschichte werden sollte. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum sie bei Monopoly Geld bekommen, wenn sie über Los gehen? Magie dachte, die Spieler hätten es verdient, weil sie »so viel Arbeit auf Mutter Erde geleistet haben«.

Das Spiel, mit dem Magie die Menschen von der Gier bekehren und zur Kooperation bewegen wollte, ist das kommerziell erfolgreichste Brettspiel der Welt geworden. Nur in Kuba und Nordkorea ist immer noch nicht zu spielen. Zumindest nicht offiziell.

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