- Kommentare
- Energiewende
EU erlebt ihr blaues Wunder
Kurt Stenger über die europäische Wasserstoffstrategie
Eigentlich soll er »grün« hergestellt werden, der Energieträger der industriepolitischen Hoffnung. Wasserstoff gilt all denen als das Wundermittel, das in einer klimaneutralen Zukunft die Stahlherstellung genauso auf dem jetzigen Niveau retten soll wie den Schwerlast- oder Flugverkehr. Die Wirtschaftsweise soll modernisiert werden, ansonsten aber bleiben, wie sie ist.
Kein Wunder also, dass erst die Bundesregierung und nun auch die EU-Kommission eine Wasserstoffstrategie vorgelegt haben, die mit Milliardensummen die technologische Entwicklung in den Mitgliedstaaten voranbringen soll. Brüssel wie auch Berlin wollen zwar »grünen Wasserstoff« bevorzugen, der mit Einsatz erneuerbaren Energien erzeugt wird, schließen aber die bislang dominierende »blaue« Variante mit Einsatz von Erdgas nicht aus. Und so ist es kaum überraschend, dass die extrem lobbystarke Erdgasbranche in den wichtigsten Wasserstoffallianzen ganz vorne mitmischt.
Wasserstoff kann aber nur dann ein Energieträger der Zukunft werden, wenn die Erneuerbaren massiv ausgebaut werden. Doch genau dieses Junktim fehlt in den Strategien aus Berlin und Brüssel. Im Gegenteil sorgt gerade die Bundesregierung seit Jahren dafür, dass kaum noch Windkraftanlagen in Deutschland errichtet werden. Wenn es um die Klimaziele geht, werden daher die Europäer mit ihren Wasserstoffstrategien noch ihr blaues Wunder erleben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.