»Die Männerklubs sind harmlos«

Steffen Schmidt erklärt diese Woche unter anderem, warum ein Mückenstich auf der Haut anschwillt

Der Naturschutzbund Nabu zählt derzeit Insekten. Es wird alles gezählt, »was sechs Beine oder mehr hat«. Was wird da gezählt?

Insekten, das sind die Sechsbeinigen. Und wohl auch Spinnentiere, die haben acht Beine.

Steffen Schmidt
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Gibt es eine Erklärung, warum die Lebewesen Extremitäten in gerader Zahl haben?

Das dürfte damit zu tun haben, dass das nervliche Steuerungssystem symmetrisch aufgebaut ist. Asymmetrie wäre schwer zu koordinieren.

Zu den unangenehmeren Insekten gehören die Mücken. Auf wen gehen die am liebsten los?
Es gibt diverse Mückenarten, und die attackieren so ziemlich jeden Warmblüter. Gestochen werden wir nur von den Weibchen. Und zwar nicht aus Bosheit, sondern weil sie ein Protein brauchen, um Eier zu produzieren. Dieses Protein gibt es nur im Warmblüterblut, und das müssen sie erbeuten.

Also geht es nicht um Ernährung.
Absolut nicht. Normalerweise leben sie beispielsweise von Pflanzensäften, wie auch die männlichen Artgenossen. Die sind meistens besser zu sehen, weil sie oft im Schwarm auftreten. Diese Männerklub sind harmlos, denn sie stechen eben nicht.

Mücken können fast unmerklich landen und schnell zustechen - nur das Sirren verrät sie. Ein Nachteil im Überlebenskampf.
Da ist die Physik gegen die Mücken, denn sie müssen mit den Flügeln recht schnell schlagen und das produziert Luftwirbel. Und was ist Schall anderes als bewegte Luft? Allerdings kann die Mücke etwas ganz Erstaunliches: Ein Physiker hat mal untersucht, wie Mücken einen Platzregen und die großen Tropfen überstehen. Offenkundig perlt der Wassertropfen an den Viechern ab, weil die sozusagen wasserabweisend beschichtet sind. Solange die Mücke fliegt, ist das nicht schlimm. Am Boden allerdings trifft sie der Schlag voll. Das ist etwa so, als würde ein Mensch mit einem Lkw zusammenstoßen.

Warum schwillt der Mückenstich an?

Wespen injizieren ein Gift. Beim Mückenstich ist die Schwellung Teil einer Immunreaktion, wie auch bei anderen Blutsaugern. Die wollen ein bisschen länger Blut abzapfen; allerdings gerinnt unser Blut bei Verletzungen, um die Blutung zu stoppen. Um das zu verhindern, spritzen die meisten blutsaugenden Insekten in ihrem Speichel einen Stoff, der die Gerinnung etwas hemmt oder den Blutfluss sogar verbessert. Das aktiviert wiederum einige Immunzellen, die dann das Hormon Histamin freisetzen, und das führt zu Juckreiz und Entzündung.

Wird diese Technik medizinisch benutzt?
Auf jeden Fall die Technik der Blutegel. Die sondern Substanzen mit gleicher Wirkung ab, und das findet Anwendung in Sportsalben, die auf verstauchte oder geprellte Stellen geschmiert werden. Oder in Spritzen gegen Thrombosen.

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