Pauschalverdacht gegen Reisende

Kurt Stenger über die skurrile Debatte zu kostenlosen Coronatests

Es gibt politische Debatten, da ist schwer zu sagen, ob die Argumente für die eine Position oder für die andere dümmer sind. Das gilt für den Streit um die Kostenlosigkeit von Coronatests bei Einreisen. Manche Kritiker versuchen, die Krise für die Privatisierung öffentlicher Leistungen zu nutzen. Auch stellen die Kritiker Reisende unter den Pauschalverdacht, rücksichtslose Ballermänner zu sein, und die »Risikogebiete«, keine Hygiene- und Abstandsregeln zu kennen. Dabei nehmen die es womöglich ernster etwa als Berlin - peinlich, dass sich der SPD-Bürgermeister an die Spitze der Kritiker stellt.

Doch CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn ist kaum besser, weil völlig inkonsequent. Nur für Bundesbürger sind die Coronatests kostenlos. Sicher sind sie bekanntlich auch nicht - ein einzelner negativer Test wiegt womöglich in falscher Sorglosigkeit. Schließlich ist es den selbst ernannten Kämpfern für den Schutz der Bevölkerung egal, dass im Inland bei Risikogruppen lückenhaft getestet wird.

Die Niveaulosigkeit der Debatte liegt daran, dass es hier auch um politisches Kalkül geht. Der Gesundheitsminister umgarnt die große Anzahl der Urlauber, die Kritiker die der neidischen Daheimgebliebenen. Sicher ist: Eine Strategie gegen eine zweite Coronawelle findet sich so nicht.

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