Schulen noch immer analog

Gelder für die Digitalisierung werden von den Einrichtungen nur schleppend abgerufen

Die Diskussion um die Digitalisierung der Bildung hat sich mit der Corona-Pandemie verschoben. Galt ein elektronisch unterstützter Unterricht bislang als Hoffnung auf bessere Lernprozesse, so ging es in Zeiten der Pandemie zunehmend darum, mit Hilfe von digitalen Lernformaten überhaupt Unterricht stattfinden lassen zu können. Und es zeigte sich, dass viele Schulen mit einem digital unterstützen Homeschooling überfordert waren.

Wie schwer es den Schulen fällt, digitale Elemente in den Unterricht zu integrieren, zeigt auch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der FDP-Fraktion im Bundestag. Die wollte wissen, wie viele Fördergelder mehr als ein Jahr nach Beginn des Digitalpakts Schule bundesweit abgerufen wurden. Das Ergebnis scheint auf den ersten Blick ernüchternd: Von fünf Milliarden Euro des Bundes sind bislang nur 15,7 Millionen Euro für Förderprojekte abgerufen worden. Die Liberalen finden diese Zwischenbilanz »desaströs«, wie die FDP-Fraktionsvizechefin Katja Suding erklärte.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht es der Corona-Pandemie geschuldet, dass bislang nur wenige Fördermittel ausgegeben worden sind. Planungsprozesse seien zugunsten von Sofortmaßnahmen vielerorts zurückgestellt worden. Allerdings werde sich die Zahl bis zum Jahresende noch massiv erhöhen, versprach sie. Für weitere 242 Millionen Euro seien bereits Projektanträge bewilligt worden.

Suding lässt das Argument nur zum Teil gelten. »Die Mittel fließen auch deswegen so schlecht ab, weil noch immer viele Schulen und Schulträger an den bürokratischen Hürden des Digitalpakts scheitern.« Um die Mittel aus dem Digitalpakt beantragen zu können, müssen die Schulen jeweils Pläne für ein medienpädagogisches Konzept entwickeln. Suding forderte die Bundesministerin auf, die Antragstellung zu entschlacken.

Eine Entbürokratisierung bei der Mittelvergabe zu fordern, sei allerdings zu einfach, sagte Ilka Hoffmann aus dem GEW-Vorstand. Die Zuständigkeiten bei den Behörden seien festgelegt. »Für die Ausstattung der Schulen sind die Kommunen verantwortlich, während das Land für die Fortbildung der Lehrkräfte zuständig ist. Da kann auch eine Bundesbildungsministerin kurzfristig nicht eingreifen.«

Hoffmann sieht indes viele Gründe dafür, dass die Mittel aus dem Digitalpakt noch nicht überall fließen. Tatsächlich seien die Kommunen durch die Corona-Pandemie in ihrer Arbeit oft eingeschränkt, weshalb digitale Schulprojekte nicht vorangebracht werden konnten. In einigen Regionen gebe es auch noch immer kein zuverlässiges WLAN. »Da macht es für Schulen dann keinen Sinn, sich mit digitalen Konzepten auseinanderzusetzen.« Zudem leiden viele Einrichtungen unter Lehrermangel. Da fehlten die Kapazitäten für eine Entwicklung von digitalen Lernformaten, um die Mittel zu beantragen, erläuterte die Gewerkschafterin.

Wie prekär die digitale Ausstattung an den Schulen ist, zeigt sich auch daran, dass vielerorts die Lehrer ihre privaten Laptops verwenden müssen. Die Große Koalition hat nun auch dafür ein Programm aufgelegt, das Lehrer mit Endgeräten für den Unterricht ausstatten soll. Dafür sollen Mittel in Höhe von 500 Millionen Euro fließen.

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