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Voll, leicht und manisch
Sonny Rollins, der beste Tenorsaxofonist des Jazz, wird 90
Sonny Rollins ist das letzte Genie aus sagenumwobener Zeit, als Jazz revolutionäre Musik war, weil er ständig revolutioniert wurde (bis ca. 1969). Rollins spielte mit allen Großen, mit Charlie Parker, Miles Davis, Coleman Hawkins, Thelonious Monk, Max Roach und sie waren begeistert. Er sei der »beste Tenorsaxofonist der Welt«, urteilte Miles Davis.
Improvisation war ihm alles, er lebte darin. Aber nicht nicht so durchglüht wie John Coltrane, der andere Tenor-Superstar. Rollins konnte mit seinem Saxofon schreien und flüstern. Sein Ton war voll und leicht zugleich, humorvoll, selbst im Freejazz zwinkerte er einem zu. Doch er war auch ein manischer Perfektionist, der bis ins hohe Alter seine Griffe verbessern wollte. Er war ein Wunderkind, aber das reichte ihm nicht. Um dabei nicht durchzudrehen, praktizierte er Zen und Yoga und zog sich öfters zurück, man konnte ihn dann nicht mal mehr anrufen. Weil New York ihm zu laut und zu blöd wurde, zog er raus aufs Land.
Ende der 50er-Jahre hatte er sich auf die Williamsburg Bridge über New Yorks East River gestellt und dort täglich gegen den Verkehrslärm angespielt, weil die Nachbarn seine Musik zu Hause zu laut fanden. Er schaute dabei aufs Wasser und in die Weite. Das daraus resultierende Album »The Bridge« (1962) ist ein Meisterwerk. Vier Jahre zuvor hatte er seine »Freedom Suite« »dem Kampf des gewöhnlichen Afroamerikaners« in den rassistischen USA gewidmet. Das war damals ein Skandal.
Jazz ist für Rollins »Schirm-Musik«: sie umspannt alles. »Ich bin nicht interessiert, mir nur ein schönes Leben zu machen. Ich hab' nichts geleistet, wenn ich nur in hübschen Hotels absteige, ein tolles Auto fahre und mehr Eiskrem esse. Ich möchte in meiner Musik etwas hinterlassen, das die Leute spüren. Es wäre schön, wenn sie sagen: Yeah, ich hab’ was von Sonny bekommen«, sagte er 1993 dem »Spiegel«. Er hat das Heroin besiegt, die Zigaretten und auch die Rolling Stones (mit denen er 1981, auf »Tattoo You«, ihrer vorletzten guten Platte, spielte). Saxophon geht nun nicht mehr, zu anstregend. Aber er sei »zufrieden wie niemals zuvor« sagte er der »New York Times«. Am Montag wird Sonny Rollins 90 Jahre alt.
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