Reiche schädigen Klima am stärksten
Oxfam-Studie: Ungleichheit verschärft Umweltzerstörung
Dass der Lebensstil der Industrieländer einen besonders tiefen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, ist bekannt. Nun aber hat die Hilfsorganisation Oxfam diese Erkenntnis vertieft: Demnach hat das reichste Prozent der Menschheit (63 Millionen Menschen) dem Klima doppelt so stark geschadet wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Dies geht aus dem Bericht »Confronting Carbon Inequality« hervor, den Oxfam am Montag veröffentlichte. Anlass sind die anstehenden klimapolitischen Gespräche im Rahmen der UN-Generalversammlung. Die Nichtregierungsorganisation fordert, den exzessiven CO2-Verbrauch der Wohlhabenden einzuschränken und die Wirtschaft klimagerecht für alle umzubauen.
Der Bericht wertet aus, für wie viel CO2-Ausstoß die einzelnen Einkommensgruppen verantwortlich sind. Analysezeitraum sind die klimapolitisch wichtigen Jahre zwischen dem Kyoto-Referenzjahr 1990 und 2015, in denen sich die Treibhausgasemissionen weltweit verdoppelt haben. Für diesen Anstieg, heißt es in der Studie, seien insbesondere die reichsten zehn Prozent verantwortlich und nicht die globale Mittelklasse, wie häufig angenommen werde. Ungleichheit spiele eine entscheidende Rolle. So seien die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der CO2-Emissionen im Untersuchungszeitraum verantwortlich, während die ärmere Hälfte nur sieben Prozent verursacht habe.
In Deutschland ist der Unterschied nicht ganz so krass, aber ebenfalls deutlich erkennbar. Laut der Studie sind die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung für 26 Prozent der hiesigen Emissionen verantwortlich, die seit 1990 in die Luft geblasen wurden. Nur etwas mehr (29 Prozent) hat die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung verbraucht, die fünfmal so viele Menschen umfasst. Im Jahr 2015 verbrauchten die reichsten zehn Prozent in Deutschland den Angaben zufolge sogar mehr CO2 als die ärmere Hälfte der Bevölkerung.
»Die katastrophalen Folgen der Klimakrise sind schon heute vielerorts spürbar«, sagt Ellen Ehmke, Analystin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Verantwortlich dafür sei »eine Politik, die auf Konsumanreize setzt, immerwährendes Wachstum verspricht und die Welt ökonomisch in Gewinner und Verlierer spaltet. Für den Konsumrausch einer reichen Minderheit zahlen die Ärmsten den Preis.«
Um die Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten, müssten die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung ihre durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen bis 2030 auf ein Zehntel des bisherigen Werts senken, rechnet Oxfam vor. Besonders wichtig sei dies im Verkehrsbereich. Demnach sind die reichsten zehn Prozent der Haushalte für drei Viertel des durch den Flugverkehr erzeugten Energieverbrauch verantwortlich. SUVs seien der zweitgrößte Emissionstreiber.
»Wir müssen die Klima- und die Ungleichheitskrise zusammen lösen«, fordert Ehmke. »Steuern für klimaschädliche SUVs und häufiges Fliegen wären ein erster Schritt.« Die Einnahmen sollten in klimaeffiziente Mobilität, öffentliche Infrastruktur und in soziale Absicherung fließen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.