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Panik ist ein mieser Ratgeber
Kurt Stenger über die Gefahr eines blinden Corona-Aktionismus
Es ist erschreckend, dass die Anzahl der registrierten neuen Corona-Infektionen erstmals die Marke von 10.000 überschritten hat. Vor allem der erneut starke Anstieg bietet natürlich Anlass zur Sorge. Aber man darf sich auch nicht panisch machen lassen: Die hohen Zahlen sind ein klarer Beleg dafür, dass die Teststrategie weit besser funktioniert als im Frühjahr. Im April lag die Zahl der schweren Covid-19-Fälle dreimal so hoch wie heute – bei deutlich weniger entdeckten Infektionen.
Auch was die – zu unterbrechenden – Infektionswege und die Wirksamkeit von Maßnahmen angeht, weiß man heute deutlich mehr. Damals waren wir mit einer völlig unbekannten Gefahr konfrontiert, weshalb Maximalmaßnahmen wie der Lockdown nachvollziehbar waren. Heute geht es um zielgenaues Reagieren und den besseren Schutz von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Das Problem ist, dass die Politik, die die vergangenen Monate verbummelt hat, nun wieder in blinden Aktionismus verfällt. Wirklich übel ist, dass die versprochene Stärkung des Gesundheitssektors samt seiner Beschäftigten ausgeblieben ist. Viele kommunale Gesundheitsämter können die extrem wichtige Aufgabe der raschen Kontaktverfolgung wegen der Masse der Fälle kaum noch leisten.
Da wir heute viel mehr über Corona wissen, darf es auch nicht erneut dazu kommen, dass die Exekutive an Parlamenten vorbei durchregiert und dabei auch noch diejenigen den Ton angeben, die ständig neue, härtere Maßnahmen verlangen. Wir befinden uns schon in der grotesken Situation, dass die Politik Maßnahmen wie die Maskenpflicht in Fußgängerzonen beschließt, die selbst in der Ärzteschaft als überzogen kritisiert werden. Panik ist eben auch in der Pandemie ein schlechter Ratgeber.
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