Obama war nur die Ausnahme

Viele weiße US-Wähler bleiben sehr reaktionär, analysiert Oliver Kern

Warum wählen so viele diesen Trump? Die Frage ist oft zu hören von Menschen, die die USA moralisch seit Präsident Barack Obama schon viel weiter gesehen hatten. Doch Obama war die Ausnahme, nicht Donald Trump. Das ist seit dieser US-Wahl klar.

Als die Amerikaner 2008 den ersten Schwarzen zum Präsidenten machten, war das für viele der Beweis, dass die US-Bürger, darunter auch viele Weiße, liberaler geworden wären, weniger rassistisch, dafür weltoffener. Trumps Sieg 2016 wurde dann damit erklärt, dass Hillary Clinton zu unbeliebt gewesen sei. Doch unbeliebt war bei einer Mehrheit nun mal auch ihre Politik.

Die weiße Mittelschicht steigt seit Jahrzehnten sozial ab. 2008 hatte sie das in der Finanzkrise den regierenden Republikanern angehängt und daher ausnahmsweise mal den Demokraten Obama gewählt. 2012 gewann der erneut, weil Kontrahent Mitt Romney als reicher Snob herüberkam und damit noch weiter von den Nöten des Normalbürgers entfernt war.

Doch auch Obama konnte in acht Jahren der Mittelschicht kaum helfen. Seine Gesundheitsversicherung Obamacare half eher Ärmeren und Minderheiten. Die kurzfristige Rettung der Autoindustrie hielt weder Globalisierung noch Automatisierung auf. Also wandten sich viele Weiße wieder von den Demokraten ab. Bei sozio-kulturellen Themen wie Abtreibung, Waffenrecht und Gleichberechtigung von Minderheiten waren sie ohnehin immer anderer Meinung gewesen. Trump nutzt das seit Jahren aus und trieb zudem die Spaltung des Landes voran.

Am Dienstag wurde David Andahl ins Parlament North Dakotas gewählt. Dazu muss man wissen, dass Andahl vor einem Monat an Covid-19 gestorben war. Doch seinen Wählern war offenbar wichtig, dass er Republikaner war. Den Demokraten trauen sie mittlerweile noch weniger als den Toten.

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