Thyssenkrupp will 11 000 Jobs abbauen
Betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen. Gewerkschaft lehnt diese ab
Es läuft schlecht bei Thyssenkrupp. Das wurde deutlich als die Konzernspitze am Donnerstagmorgen die Bilanz des Geschäftsjahres 2019/20 vorgestellt hat. 1,6 Milliarden Euro Verlust verzeichnet der Konzern. Ohne die im Frühjahr verkaufte Aufzugssparte wäre der Verlust mit 5,5 Milliarden Euro noch deutlich höher ausgefallen. Deswegen plant der Konzern nun, statt der bisher angedachten 6000 Arbeitsplätze 11 000 Jobs abzubauen. Ein Großteil davon soll in Deutschland wegfallen. Oliver Burkhardt, Personalvorstand von Thyssenkrupp, verspricht zwar, auf Lösungen mit den Arbeitnehmervertretern hinzuarbeiten, will aber auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Sie seien die »Ultima Ratio«.
Die Vorstandschefin Martina Merz spricht zwar davon, dass der Schutz der Mitarbeiter »oberste Priorität« habe, kündigt allerdings gleichzeitig an: »Die nächsten Schritte können schmerzhafter werden als die bisherigen. Wir werden sie dennoch gehen müssen.« Die IG Metall übt massive Kritik an den Plänen des Vorstands. Jürgen Kerner, Hauptkassierer der Gewerkschaft und stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass man »pauschale konzernweite Abbauprogramme« ablehne. Kostenreduzierungen und Arbeitsplatzabbau seien »kein Weg zurück zu wirtschaftlichem Erfolg«.
Besondere Probleme bereitet die traditionsreiche Stahlsparte. Auch deswegen versucht der Vorstand seit Monaten, diese zu verkaufen. Bisher ohne großen Erfolg. Ein Angebot des britischen Stahlproduzenten Liberty Steel wird von der IG Metall und auch von der Politik äußerst kritisch betrachtet. Auch mit Teilverkäufen kommt Thyssenkrupp nicht voran. Das Duisburger Grobblechwerk hat keinen Käufer gefunden und soll im kommenden Jahr geschlossen werden. Die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter sollen im Konzern verteilt werden. Für Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, zeigt der gescheiterte Verkauf, »wie dringend notwendig eine Staatsbeteiligung für den Stahlbereich von Thyssenkrupp ist«. Auch der Vorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, drängt auf eine politische Lösung: »Der Staat muss seine industriepolitische Verantwortung wahrnehmen, bei Thyssenkrupp einsteigen und dort eine führende Rolle übernehmen.« Riexinger schlägt eine Industriestiftung vor, unter deren Leitung der Konzern auf eine klimaneutrale Stahlproduktion umgestellt werden kann.
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