- Wissen
- TV
Wer erfand das Fernsehen?
Dr. Steffen Schmidt über die Erfindung des TV-Gerätes
Es lebe das Fernsehen! Steffen, du sagst, es wurde vor 90 Jahren erfunden?
Genau. Als ein funktionsfähiges System begann es vor 90 Jahren mit dem, was Manfred von Ardenne damals in Berlin zusammengelötet hat.
Und was war das?
Die Idee war eigentlich nicht neu - Bilder zeilenweise abtasten. Die hatte vor ihm schon Paul Nipkow, auch ein deutscher Erfinder. Nach dem ist eine Scheibe mit Löchern benannt worden. Die sorgte vor dem Gerät, mit dem Bilder aufgenommen werden, für die zeilenförmige Abtastung. Ardenne fand, dass man das doch einfacher machen kann, indem man in der Aufnahmeröhre die lichtempfindliche Schicht mit einem Elektronenstrahl überstreift. Das Umgekehrte dann in der Wiedergaberöhre.
Wie beim guten alten Röhrenfernseher?
Ja, die Älteren werden sich erinnern.
Ist das nun die berühmte Braunsche Röhre?
Die war der Ausgangspunkt der Bildröhre, die bis in die 1990er Jahre nicht nur den Fernseher dominiert hat, sondern auch die Computerbildschirme. Bei alten Computern war das anders. Ich kann mich an einen sowjetischen Großrechner in Dresden Anfang der 70er Jahre erinnern, da gab es keinen Bildschirm, nur Ausdrucke und bunte Lämpchen, wie man sie in älteren Science-Fiction-Filmen sieht.
Ardenne hatte seine Erfindung noch vor der Nazizeit gemacht?
Ja, aber die Nazis waren die ersten, die dann daraus etwas machten: Propaganda. Sie übertrugen die Olympischen Spiele 1936, allerdings nicht für daheim, sondern in sogenannte öffentliche Fernsehstuben. Die USA stellten die Fernseher später in die Wohnzimmer und es wurde zu einer kommerziellen Sache.
Am Anfang gab es nur Livesendungen?
Ja, Aufzeichnung gingen damals nur per Film.
Statt Fernsehserien also Theaterstücke?
Ja, abgefilmtes Theater.
Hat sich Ardenne später dazu geäußert, was er da angerichtet hat mit dem Fernsehen?
Ich glaube, die kulturpessimistische Sicht war nicht seine.
Hat er nicht auch die sowjetische Atombombe miterfunden?
Jein. Er war beteiligt an der Entwicklung von Urananreicherungsanlagen. Er war eine interessante Figur: Er besaß schon vor den Nazis ein privates Labor im Süden Berlins, quasi eine Forschungsfirma. Und das hat er dann mit dem Geld für seinen Stalin-Preis in der DDR in Dresden wieder aufgemacht. Eine Privatfirma im Sozialismus. Bei Ulbricht hat er fast immer ein offenes Ohr gefunden. Insofern war er fein raus.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.