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Ewig grüßt das Kuscheltier

  • René Hamann
  • Lesedauer: 3 Min.

Wir müssen mal über Kuscheltiere sprechen. Kuscheltiere geben nicht nur Kindern das Gefühl, nicht allein im Bett zu sein, wenn sie mal allein im Bett sind. Auch Frauen, egal welchen Alters, haben gerne einmal ein Kuscheltier da, sogar wenn sie nicht mehr ganz so allein im Bett sind. Bei Männern ist dieses Phänomen meines bescheidenen Wissens nach nicht so zu beobachten.

Ich jedenfalls habe keine Kuscheltiere mehr, seit ich ungefähr zwölf bin. In einer groß vorbereiteten Nacht- und Aufräumaktion habe ich mich damals von ihnen getrennt - ja, es waren mehr als nur eins -, weil ich beschlossen hatte, dass es das jetzt war mit dieser Phase. Der Kuscheltierphase. Irgendwann sind Schnuller uncool, dann Matchboxautos, Lego und Playmobil, dann Kuscheltiere, später dann die ersten Comics und noch später die frühen Tagebücher und Kassetten, auf denen Lieder wie das von »Heidi« aufgenommen worden waren, weil man das mal gut fand mit zehn.

Also, irgendwann waren sie weg, die Kuscheltiere. Vergraben auf dem berühmten Friedhof. Umso erstaunter war ich, als sie später wieder auftauchten, wie so irrtümlich Verdrängtes. Als ich zwanzig war, musste ich entdecken, dass meine zweite Freundin immer noch so ein Kuscheltier hatte. Das war ein Affe, mit irgendeinem Namen, an den ich mich jetzt nicht mehr erinnere. Vielleicht hieß er »Monki«. Einmal fand ich es witzig, ihn mit meinen Kopfhörerkabeln an der Zimmerlampe zu »erhängen«, was sie aber nur halb so witzig fand.

Als ich ihr einmal eine Rose schenkte, als ich von einer Reise zurückkam, schenkte sie dieser kaum Beachtung. Die verwelkte schneller, als man »Kuscheltier« oder »Affe« sagen konnte. Als ich dachte, dass sie vielleicht nicht so romantisch war wie gedacht, schenkte sie mir zu Weihnachten was? Richtig, ein Kuscheltier. Das war ein grünes Nashorn, das ich nicht irgendwie »Nasi« oder »Nasi Goreng« oder so nannte, sondern gar nicht. Immerhin behielt ich ihn einige Zeit im Regal. Bis er nach ihr dann auch irgendwann verschwand.

Nun könnte man sagen, mit zwanzig ist man noch nicht so weit, die eigene Jugend vollends hinter sich zu lassen. Aber auch die Freundin, die ich mit dreißig hatte, hatte noch ein Kuscheltier im Bett - einen ziemlich derangierten Löwen, der immerhin Arthur hieß. Arthur war verwaschen und plattgelegen, wurde aber nicht mehr erhängt. Trotzdem gab mir auch Arthur Rätsel auf: Wieso behalten die Damen meines Herzens ihre Kuscheltiere? (Und wieso immer nur jeweils eins?) Waren sie in einer dauerhaften regressiven Phase gefangen? In einem ewigen Infantilismus?

Vermutlich. Jetzt, mit fast fünfzig, habe ich meinerseits meiner Freundin zum Geburtstag ein Kuscheltier geschenkt. Es ist ein Löwe, der ihren ollen Esel ersetzen sollte, der nicht »Donki« hieß, sondern - auch nicht besonders einfallsreich - »Burro« (was Spanisch für - klar - Esel ist). Meine Freundin freute sich wie Bolle und nahm »Löwi«, so der Name, den er im Handumdrehen bekam, in Obhut. Und Löwi freut sich von Herzen: Er hat den besten Platz im Bett und wird sogar auf Reisen mitgenommen.

Naja. Ich mag ihn. René Hamann

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