- Kommentare
- DAX
Die Börsen-Herdenimmunität
Kurt Stenger über den Rekordstand beim Deutschen Aktienindex
Von einem »Traumszenario für Aktien« schwärmt gerade so mancher Analyst. Die technische Chartanalyse weist auf einen stabilen Aufwärtstrend hin, und wirtschaftlich machen nur gute Nachrichten die Runde: Der Brexit wird nicht chaotisch, das US-Konjunkturpaket kommt doch. Und es geht los mit den Corona-Impfungen, bis zur Jahresmitte könnte eine Art Herdenimmunität erreicht sein, was die Wirtschaft beflügeln soll.
Sicher, an der Börse wird die nähere Zukunft gehandelt, die sich positiv von der Lockdown-Tristesse abhebt. Doch was ist mit dem durch Staatshilfen auf Eis gelegten Strukturwandel, der in vielen Branchen ansteht und Verlierer haben wird? Auch eine Pleitewelle als Folge der Coronakrise dürfte nicht abzuwenden sein. Ferner darf man nicht übersehen, dass Aktien seit Monaten extrem hoch gehandelt werden: Die Niedrigstzinspolitik der Notenbanken hatte diese rein künstliche Hausse angefeuert. Selbst in der dubiosen Spekulationswelt ist so etwas nicht von Dauer.
Was am hellhörigsten macht: Finanzakteure sind sich so einig wie selten in der Bewertung der Lage. Ähnlich war es wohl nur Ende der 1920er Jahre - bis zum Schwarzen Freitag. Die Börsianerherde scheint immun zu sein gegen schlechte Nachrichten. Und auch gegen Realismus?
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.