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Argentinien erlaubt Abtreibungen
Historische Entscheidung nach jahrelangem Kampf der Frauenbewegung
Die Senatspräsidentin und ehemalige Staatschefin Cristina Kirchner gab das historische Ergebnis der Abstimmung bekannt - entschieden nach zwölfstündiger Debatte: Das streng katholische Land legalisiert Schwangerschaftsabbrüche. Am Mittwoch stimmten in Buenos Aires 38 Senatoren für eine entsprechende Gesetzesreform, 29 votierten dagegen, einer enthielt sich. Anders als in den meisten anderen südamerikanischen Ländern dürfen Frauen in Argentinien damit bis zur 14. Schwangerschaftswoche abtreiben.
Noch vor zwei Jahren scheiterte ein Gesetz für ein liberales Abtreibungsrecht im Parlament nur knapp. Mitverantwortung für die Ablehnung trug die katholische Kirche. Sie positionierte sich strikt gegen das Gesetz. In der Heimat von Papst Franziskus spielt sie eine sehr wichtige Rolle. Doch die letzten Versuche des Papstes, die historische Entscheidung zu verhindern, scheiterten. Unmittelbar vor der Abstimmung sandte er eine Botschaft an das Land, in der er für den Schutz des ungeborenen Lebens warb.
»Sichere, legale und kostenlose Schwangerschaftsabbrüche sind jetzt Gesetz«, erklärte der linksgerichtete Präsident Alberto Fernández, der den Gesetzesvorschlag eingebracht hatte. Er löste damit ein Wahlversprechen ein - schon im Wahlkampf voriges Jahr hatte er sich für eine Legalisierung ausgesprochen, die Frauenrechtsaktivistinnen in Argentinien seit Jahren fordern. »Heute sind wir eine bessere Gesellschaft, die die Rechte von Frauen stärkt«, schrieb Fernández auf Twitter. Es gehe um den Schutz der Frauen. »Abtreibungen passieren, sie sind ein Fakt«, sagte er. Die Gesellschaft müsse die Entscheidung der Frauen respektieren. Das Gesetz sei ein Beitrag zur öffentlichen Gesundheit.
Als das Ergebnis der Abstimmung bekannt wurde, feierten vor dem Parlament Tausende Menschen. Sie hielten grüne Halstücher in die Höhe, die in den vergangenen Jahren zum Symbol für das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche geworden waren. »Nach so vielen Versuchen und Jahren des Kampfes, die uns Blut und Leben gekostet haben, schreiben wir heute endlich Geschichte«, sagte die 41-jährige Psychologin Sandra Lujan. »Heute hinterlassen wir einen besseren Ort für unsere Kinder.« Auch Tausende Abtreibungsgegner demonstrierten vor dem Parlament. Der Ausgang der Abstimmung war bis zuletzt unklar, weil die Frage die argentinische Gesellschaft über Parteigrenzen hinweg spaltet.
In Argentinien waren Schwangerschaftsabbrüche seit Anfang der 1920er Jahre verboten und wurden mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft. Ausnahmen waren nur nach Vergewaltigungen oder bei Gefahr für das Leben der Mutter zulässig. Die Regierung schätzt, dass in Argentinien bisher jährlich bis 500 000 Frauen illegale Abtreibungen vornehmen ließen.
Argentinien ist nun das größte Land Lateinamerikas, das Schwangerschaftsabbrüche erlaubt. Bisher hatten nur Uruguay, Kuba und Guyana den Eingriff erlaubt. In Mexiko ist er in einzelnen Bundesstaaten legal.
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