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Gelegenheit macht Diebe
Stephan Kaufmann treibt den Preis für Klopapier in die Höhe
In den vergangenen Monaten ist es bei einigen Gütern des täglichen Bedarfs zu ordentlichen Preissteigerungen gekommen: Klopapier verteuerte sich zwischenzeitlich, Flüssigseife, aber auch Hefe, Nudeln oder Mehl. Wenn Preise steigen, weiß die ökonomische Wissenschaft, woran das liegt: an steigender Nachfrage! Das gleiche soll am Immobilienmarkt gelten, wo laut DZ Bank »die steigende Nachfrage den Preisanstieg beschleunigt«. Inzwischen warnen Ökonomen auch vor einer breit angelegten Inflationsgefahr. Bemerkenswert sind die Gründe, die für die kommende Geldentwertung ausgemacht werden.
Da ist zum einen der Staat. Er macht in der Krise vermehrt Schulden, indem er Schuldscheine verkauft. Diese Schuldscheine werden zum Großteil von den Zentralbanken aufgekauft, die sie mit neuem Geld bezahlen. Dadurch steigt die Geldmenge und damit die potenzielle Nachfrage nach Gütern - das bedeutet Inflationsgefahr! Eine andere Erklärung ist die so genannte Lohn-Preis-Spirale: Wenn die Löhne dereinst wieder steigen, haben die abhängig Beschäftigten mehr Geld zum Einkaufen. Das bedeutet: Inflationsgefahr!
Bemerkenswert sind all diese Erklärungen insofern, als dass sie genau jene Wirtschaftssubjekte für die Inflation verantwortlich machen, die die steigenden Preise bezahlen müssen: den Staat, die Konsumenten oder jene, die sich eine Wohnung kaufen. Unschuldig bleiben dagegen jene, die die Preise anheben, die Inflation also im eigenen Interesse machen: die Unternehmen und Grundeigentümer.
Die Diagnose »Höhere Nachfrage treibt die Preise« gibt systematisch der Käuferseite die Schuld an der Inflation und spricht die Verkäufer frei, obwohl ja diese es sind, die diese Preise setzen. Warum herrscht diese Sichtweise vor?
Unternehmen, das weiß man, wollen Gewinne machen und so viel Geld einnehmen wie möglich. Ihr Mittel dazu ist der Preis ihrer Güter: Er muss so hoch sein, dass ein Maximum an Einnahmen erzielt wird. Wenn die zahlungsfähige Nachfrage steigt - zum Beispiel im Falle einer Klopapier- oder Wohnungsknappheit - nutzen die Verkäufer diese reale oder empfundene Not der Kundschaft aus, um ihr mehr Geld abzuknöpfen. Ihre Erpressungsmacht wächst.
Wird dieses Machtverhältnis auf dem Markt allgemein akzeptiert als quasi-natürliches Gesetz von Angebot und Nachfrage, dann ist es nicht mehr das Profitstreben der Unternehmer, das die Preise treibt. Schuld an der Inflation ist dann die gestiegene Kaufkraft der Nachfrager, die den Eigentümern von Klopapier und Wohnungen die Gelegenheit zur Preiserhöhung bietet. So wird aus einer bloßen Bedingung für steigende Inflation - mehr Nachfrage - ihre Ursache gemacht.
Die Schuldfrage ist damit geklärt - und zwar im Sinn der Diebe, die ihre Gelegenheit nutzen. Nicht bei ihnen sollen sich die Menschen im Falle der Teuerung beschweren, sondern beim Staat oder bei den Gewerkschaften. Und bitte nur da!
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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