• Wissen
  • Tempolimits in der EU

Ist Autofahren das neue Rauchen?

Doktor Schmidt erklärt die Welt: die EU-Komission fordert für neue Autos einen »Geschwindigkeitsassistenten«

Die EU-Komission fordert für neue Autos einen »Geschwindigkeitsassistenten«, der die Autofahrer warnt, wenn sie zu schnell sind. Brauchen die das?
Viele Autofahrer fühlen sich nur frei, wenn sie das Gaspedal durchtreten können, egal, was sonst los ist. Aber da werden sie heutzutage weniger durch Geschwindigkeitslimits gebremst, auf vielen Straßen ist es eh zu voll.

Man steht im Stau ...
Davon gäbe es weniger, wenn alle mit der gleichen Geschwindigkeit fahren müssten. Der wesentliche Grund für Staus, das hat mal eine spieltheoretische Untersuchung ergeben, ist ja der Umstand, dass jeder glaubt, er findet eine Lücke, um noch schnell vorbeizuhuschen. Das führt nicht nur zu Staus, auch zu mehr Unfällen.

Dr. Steffen Schmidt
Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

In der »Zeit« stand, dass jedes Prozent der Tempoverlangsamung zu zwei Prozent weniger Unfällen und vier Prozent weniger Toten führt.
Früher lief im Fernsehen doch diese Hinweissendung für Autofahrer: »Der siebte Sinn«. Und da wurde regelmäßig wiederholt, jedes Jahr sterbe eine Kleinstadt im Verkehr.

Das ist gesunken, auf 1000 Verkehrstote pro Jahr.
Wegen Gurtpflicht, Airbag, Seitenaufprallschutz und was es dergleichen passive Sicherheitsmaßnahmen mehr gibt. Was natürlich die Autos wieder schwerer gemacht und damit den Verbrauch erhöht hat. Hätte es das Vorsorgeprinzip, was die Grünen immer gerne bei allen möglichen neuen Techniken angewendet sehen wollen, schon bei der Zulassung der ersten Autos vor über hundert Jahren gegeben - ich schätze, das Auto wäre ausgefallen.

Ein Tempolimit reduziert auch die Abgase.
Das gibt sogar neuerdings die Autoindustrie zu: Ein Tempolimit hat einen CO2-Effekt, sagt der Chef von Audi.

Ist Autofahren das neue Rauchen?
Das war es das wohl schon immer. Früher wahrscheinlich noch mehr als heute. Die Stickoxidwerte, über die wir uns heute bei den Dieselmotoren aufregen, waren vor 30 Jahren das Normale, auch beim Benzinmotor. Die Frage des Autofahrens oder Nichtautofahrens ist natürlich auch eine Frage der Verteilung von Arbeit und Wohnen. Eine Verkehrspolitik, die alleine Verkehrspolitik ist, wird nicht funktionieren. Es muss schon eine Gesamtgesellschaftspolitik sein, und da sind wir momentan weit davon entfernt, weil ja alle noch daran glauben, dass der Markt alles regelt.

Und hast du eigentlich einen Führerschein?
Nee, ich hatte schon zu DDR-Zeiten befunden, dass ich zu leicht abzulenken bin für den Straßenverkehr. Und da dachte ich mir, es gibt genug schlechte Autofahrer, da muss es nicht noch einer mehr sein.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -