Mehr Sonne im Strom

Ausbau der Photovoltaik auf Landesdächern muss an Tempo zulegen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 4 Min.

Im vergangenen Jahr wurden auf den Dächern der Berliner Verwaltung, Schulen und Landesunternehmen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mindestens 5,2 Megawatt Spitzenleistung installiert. Das geht aus den Antworten mehrerer schriftlicher Anfragen hervor, die »nd« exklusiv vorab vorliegen. Gestellt hatte die Anfragen der Abgeordnete Michael Efler, Sprecher für Energie- und Klimapolitik der Linksfraktion. Das ergibt grob geschätzt eine jährliche Stromproduktion von etwa 4,8 Gigawattstunden, was gerade einmal dem Verbrauch von 1600 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.

Insgesamt dürfte damit das Land Berlin auch 2020 für den Großteil des Zubaus an Solarstromanlagen verantwortlich gewesen sein. 2019 - aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor - sind nach den Daten der Stromnetz Berlin GmbH neu in der Hauptstadt knapp 600 Photovoltaik-Anlagen mit einer Spitzenleistung von 8,2 Megawatt installiert worden. Insgesamt gab es damit Ende 2019 fast 8000 Anlagen mit 110 Megawatt Spitzenleistung. »Wir haben 2020 auf jeden Fall einen Sprung nach vorne gemacht, aber es reicht noch nicht«, sagt Michael Efler zu »nd«. Möglicherweise habe auch Corona den Fortschritt ausgebremst. Die bisher vorliegenden Angaben bringen ihn zu dem Schluss, dass im vergangenen Jahr »bestenfalls« so viel Leistung installiert worden ist wie im Jahr 2019.

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Ohne die Berliner Stadtwerke sähe die Bilanz deutlich düsterer aus, denn es hat Solarzellen mit über 4,1 Megawatt Spitzenleistung installiert. Seit deren Gründung haben sie fast 16 Megawatt aufgebaut. Inzwischen haben auch zehn Bezirke Verträge mit dem Landesunternehmen geschlossen, damit es Photovoltaik auf deren Gebäudedächer bringt. Einzig Charlottenburg-Wilmersdorf will den Ausbau in Eigenregie stemmen. Ein »Sonderweg«, der Zeit koste, kritisierte Efler kürzlich im »nd«.

In Pankow laufen noch die Verhandlungen. Der bezirklichen Linksfraktion dauert das schon zu lange. Im Februar wird im Plenum der Bezirksverordnetenversammlung eine Beschlussempfehlung eingebracht, mit der das Bezirksamt aufgefordert wird, den Vertrag mit den Stadtwerken zu schließen. Immerhin habe Pankow bereits im August 2019 den Klimanotstand erklärt.

Der für die bezirklichen Gebäude zuständige Stadtrat Thorsten Kühne (CDU) begründet auf nd-Anfrage die zähen Fortschritte mit Fragen »zur haushaltstechnischen Umsetzung im Detail«. »Bevor der Vertrag mit den Stadtwerken nun zeitnah unterzeichnet werden soll, müssen diese Fragen abschließend geklärt werden. Dies passiert derzeit«, erklärt Kühne.

»Insgesamt machen die Bezirke Freude - und wenn es in Pankow endlich losgeht, geht es um ein ambitioniertes Programm mit einer Leistung von einem Megawatt«, so Efler. Auf immerhin 36 meist Schuldächern soll ab diesem Jahr Sonnenstrom geerntet werden. Bei Sanierungen von Dächern im Bestand passiert in der Hinsicht allerdings fast nichts. Dies liege an der Statik, dem Denkmalschutz oder ungünstiger Ausrichtung, heißt es meist.

»Solide« seien auch die Pläne der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH, die einen jährlichen Zuwachs von einem Megawatt vorsehen. Erfreulich sei, dass nun auch die Hochschulen und die Berliner Verkehrsbetriebe stärker in das Thema einsteigen. Große Pläne haben auch die Berliner Wasserbetriebe - fast drei Megawatt Spitzenleistung sollen von 2021 bis Ende 2023 dort installiert werden.

»Bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften muss mehr passieren«, fordert Efler. Er nimmt von der Kritik nur die Howoge aus, die bis 2030 auf 150 Solardächer kommen will. Derzeit sind es noch 15. »Die Ende letzten Jahres ausgelaufenen Klimaschutzvereinbarungen mit dem Senat müssen fortgeschrieben werden«, so der Klimapolitiker. Bis Ende 2021 soll an Gebäuden der größtenteils im Landesbesitz befindlichen Berlinovo immerhin das seit 2018 laufende Projekt abgearbeitet sein, ein Megawatt Photovoltaikleistung zu installieren.

»Ohne einen größeren Beitrag des Privatsektors werden wir das Solarenergiepotenzial von fünf Gigawatt nicht heben können«, sagt Efler. Hier zählt er auf das Berliner Solargesetz, das nach dem Beschluss des Entwurfs im Dezember 2020 durch den Senat nun beim Rat der Bürgermeister der Bezirke liegt. Es soll noch dieses Jahr vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden. Ab Januar 2023 gilt dann eine Solarnenergie-Pflicht für alle bei Neubauten oder Dachsanierungen.

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Die Stromproduktion der neu installierten Solarzellen in Berlin wurde ursprünglich mit 4,5 Megawattstunden jährlich angegeben. Richtig sind jedoch Gigawattstunden. Bei der Korrektur wurde auch der Umrechungsfaktor zwischen installierter je Leistung Kilowattstunde Spitzenleistung auf den von den Stadtwerken Berlin angegebenen Wert von 930 Kilowattstunden angepasst.

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