Tunnel-Neubau ist teure Schimäre

Meine Sicht: Martin Kröger über die in Aussicht gestellte Verlängerung der U7 zum BER

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Natürlich kann ein funktionierendes U-Bahn-Netz das Rückgrat eines öffentlichen Personennahverkehrs bilden. Keine Frage. In der japanischen Metropole Tokio beispielsweise befördern die U-Bahnen jeden Tag mehrere Millionen Menschen. Das System wurde über die Jahre so perfektioniert, dass mit mehr Waggons und immer kürzeren Taktzeiten immer mehr Menschen die U-Bahn nutzen können. Das Bild von überfüllten Zügen, in die Menschen hineingepresst werden, ist inzwischen kaum noch zu beobachten. Die Linienführung in Tokio ist auch so flexibel, dass beispielsweise Vorortzüge nahtlos ins U-Bahn-Netz hinübergleiten können - die Betreiber wechseln, aber die Fahrgäste bekommen davon gar nichts mit, sie werden direkt ins Zentrum transportiert. Und natürlich kann man in einer U-Bahn mit mehr Waggons mehr Menschen transportieren als in einer Tram.

Aber was andernorts beeindruckend funktioniert, muss nicht eins zu eins auf Berlin übertragbar sein. Der U-Bahn-Neubau ist vergleichsweise teuer. Die angedachte Verlängerung zum BER beispielsweise würde Hunderte Millionen Euro verschlingen. Einigermaßen günstig ist eine U-Bahn-Verlängerung auch nur, wenn die Gleise unter freiem Himmel verlegt werden können - ohne dass Tunnel gebohrt werden müssen. Das geht richtig ins Geld, wie zuletzt die Verlängerung der Berliner U-Bahn-Linie 5 zum Hauptbahnhof gezeigt hat. Für den gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr von morgen sind teure U-Bahn-Verlängerungen, auch wegen der langen Bauzeiten, deshalb keine wirkliche Alternative. Der Tram-Ausbau wäre deutlich effizienter und ginge schneller. Wenn es denn damit klappen würde. Da hat Rot-Rot-Grün mehr versprochen als umgesetzt wurde. Die Schimäre U-Bahn-Neubau verdeckt dieses gebrochene Wahlversprechen nur sehr notdürftig.

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