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Kann man eine Strickjacke berechnen?
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Die mathematische Theorie des Strickens
In den USA hat die Forscherin Elisabetta Matsumoto eine mathematische Theorie für das Stricken entwickelt. Kannst du stricken?
Nein. Wir hatten zwar in der Schule noch das schöne Fach Nadelarbeit, aber aus irgendwelchen dunklen Gründen kam bei uns Stricken nicht vor. Wir hatten nur Nähen und Sticken.
Bei mir in der Schule gab es das Fach Familienhauswirtschaft, da wurde auch Nähen gelehrt. Ich habe mich ein halbes Jahr mit dem Anfertigen eines sogenannten Matchbeutels beschäftigt. Da sollte ein Paar Turnschuhe reinpassen. In meinen Beutel passte aber nur ein Portemonnaie. Und als ich es reinschob, fiel alles auseinander.
Handgenäht oder mit der Maschine?
Mit der Maschine genäht, aus Jeansstoff. Dafür habe ich eine 5 bekommen.
Also meine bestickte Handarbeitstasche lebt noch. Die Note dafür habe ich vergessen.
Vielleicht hätte mir eine mathematische Theorie gut getan?
Glaube ich nicht, zumal Stricktheorie höhere Mathematik ist. Die Physikerin Matsumoto benutzte etwas, was auch für mich ziemlich unverdaulich ist: die Knotentheorie.
Was ist das denn?
Mathematische Knoten bestehen gewissermaßen aus Fäden ohne Anfang und Ende, in sich geschlossene Strippen. Und der Physikerin ging es darum auszurechnen, wie eine Strickmaschine eingestellt werden muss, um bestimmte Elastizitätswerte zu erreichen. Denn das ist ja der Witz am Stricken, dass du einen nicht elastischen Faden in ein Flächengebilde umwandelst, was total elastisch ist.
Aber es gibt hierzulande keine Textilindustrie mehr.
Doch: Es werden in Deutschland noch sogenannte technische Textilien hergestellt: Das geht von Geotextilien, die man ins Erdreich einarbeitet, um Hänge zu stabilisieren, bis zu komplizierten Formstrickereien für Hightechbauteile. Da gibt es in Sachsen und in Schwaben immer noch etliche Betriebe.
Wenn ich wollte, könnte ich mir auch meine Strickjacke vorher berechnen?
Vermutlich. Rechnen hilft. Ich habe mal Kugellautsprecher an der Decke aufgehängt, dabei hat mir der Kosinussatz geholfen, um rauszubekommen, wo ich ein Loch in die Wand und in die Decke bohren muss, damit die Hochtöne dann im richtigen Winkel abstrahlt werden.
Und hat das geklappt?
Ja. Aber wir sind dann bald wieder ausgezogen und in der nächsten Decke ließen sich die verdammten Dinger nicht befestigen. Da musste ich mir Standlautsprecher kaufen.
Ich würde sagen, es lebe die Mathematik, oder?Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
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