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+++ Corona-Inzidenz steigt erneut leicht +++
Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 22. Februar 2021: Präsident des Weltärztebundes nennt weitere Lockerungen »unverantwortlich«
+++ Reiseverband legt Konzept für internationale Mobilität vor +++
Die deutschen Reisebüros und -veranstalter haben einen Plan für einen Neustart in der Corona-Pandemie vorgelegt. Der Reiseverband DRV geht dabei davon aus, dass die Menschen trotz vorhandener Impfstoffe noch viele Jahre mit dem Coronavirus werden leben müssen. »Im Mittelpunkt der politischen Überlegungen müssen daher Strategien stehen, die es ermöglichen, Freiheitsbeschränkungen verantwortungsvoll zurückzunehmen und internationale Mobilität wieder schrittweise zu ermöglichen«, erläuterte DRV-Präsident Norbert Fiebig am Montag. Dies sei entscheidend - auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die Branche setzt neben eigenen Infektionsschutzkonzepten beim Reisen vor allem auf Tests und Impfungen. Notwendig seien möglichst unkomplizierte Coronatest bei der Einreise nach Deutschland. Für Reisende, die aus Risikogebieten, aber nicht aus einem Hochinzidenz- oder Virusvariantengebiet kommen, sollte ein negatives Testergebnis zur Einreise ausreichen. Die Pflicht zur Selbstquarantäne sollte entfallen.
Speichel- oder Gurgeltests, für die kein medizinisch geschultes Personal notwendig sei, sollten rasch bereitgestellt werden, um zum Beispiel Schulen und Pflegeheime unkompliziert testen zu können. Die Branche fordert zudem mehr Tempo beim Impfen und eine standardisierte und digitale Form des Impfnachweises.
+++ Lockdown nach drei Neuinfektionen in Neuseeland endet +++
Wellington. In Neuseelands größter Stadt Auckland enden die kürzlich wieder eingeführten Corona-Einschränkungen. Der Lockdown solle um Mitternacht Ortszeit (Montag 12.00 MEZ) aufgehoben werden, teilte Premierministerin Jacinda Ardern am Montag mit. Wegen drei Neuinfektionen war in Auckland ein dreitägiger Lockdown verhängt worden. Außerdem hatte Ardern eine landesweite Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz angeordnet.
Wegen extrem strenger Maßnahmen und genauer Kontaktverfolgungen ist Neuseeland bislang gut durch die Pandemie gekommen. In dem Inselstaat im Südpazifik mit knapp fünf Millionen Einwohnern gab es nur 2001 Fälle und 26 Tote. Am Montag wurde ein neuer Fall gemeldet. Der Patient sei seit Freitag in Quarantäne, teilte das Gesundheitsministerium mit. In der vorigen Wochen begannen in Neuseeland die Impfungen.
+++ Kassenärzte wollen Biontech in Praxen impfen +++
Berlin. Die Kassenärzte wollen auch den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer in ihren Praxen verabreichen, sobald genügend Impfstoff vorhanden ist. Erste Daten hätten gezeigt, dass Transport und Lagerung des Präparats auch bei deutlich höheren Temperaturen möglich sei. »Das wiederum ist die Voraussetzung, um in den Praxen zu impfen. Das heißt, auch Biontech sehen wir als Impfstoff in den Praxen«, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, am Montag im ZDF-»Morgenmagazin«.
Wann die Ärzte mit den Impfungen in den Praxen beginnen werden, könne man derzeit »schwer präzise festmachen«. Noch gebe es keine ausreichenden Impfmengen. »Ich denke, ein Zeitraum von vier bis sechs Wochen wird uns da mehr Klarheit bringen«, betonte Gassen.
Der Impfstoff von Biontech und Pfizer bleibe neuen Untersuchungen der Hersteller zufolge auch zwei Wochen lang bei minus 25 bis minus 15 Grad Celsius stabil, hatten die Unternehmen am Freitag mitgeteilt. Bislang musste der Impfstoff den Vorgaben der Hersteller zufolge bei minus 80 bis minus 60 Grad gelagert werden, was die Logistik für das Impfen erschwert hatte. Auch der Impfstoff von Astrazeneca wird Gassen zufolge in den Arztpraxen zum Einsatz kommen. Der schlechtere Ruf des Präparats sei »vielleicht auch ein bisschen herbeigeredet«, so Gassen.
+++ Wegen vieler Briefwähler: Bundestagswahl wird teuer +++
Saarbrücken. Wegen der Corona-Pandemie wird die Bundestagswahl in diesem Jahr so teuer wie noch nie. Das Bundesinnenministerium habe insgesamt rund 107 Millionen Euro für die Wahl veranschlagt, berichtete die »Saarbrücker Zeitung« (Montagsausgabe) unter Berufung auf einen Ministeriumssprecher. Damit steigen die Kosten erstmals auf über 100 Millionen Euro.
Das Ministerium rechne mit einem erhöhten Anteil von Briefwählern, denn es sei nicht auszuschließen, »dass die Wahl noch unter Beeinträchtigungen durch die Covid-19-Pandemie stattfinden wird«, sagte der Sprecher. Mehr Briefwähler bedeuteten höhere Kosten, da der Bund die unentgeltliche Wahlbriefbeförderung finanziert. Auch die Versendung der Wahlbenachrichtigungen sei teurer geworden. Vor vier Jahren lag der Anteil der Briefwähler bundesweit bei 28,6 Prozent.
2017 kostete die Wahl den Angaben zufolge noch 92 Millionen Euro, 2013 waren es 77 Millionen Euro. Ein Sprecher des Bundeswahlleiters sagte der Zeitung, aufgrund von Corona könnten auch zusätzliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer notwendig sein. Dies würde dann zu Mehrausgaben bei den so genannten »Erfrischungsgeldern« führen. Wer im Wahllokal mitarbeitet, bekommt 25 Euro, Wahlvorstände 35 Euro.
+++ SPD-Chefin: Kein Sitzenbleiben im Corona-Jahr +++
Berlin. SPD-Chefin Saskia Esken hat dafür plädiert, im Corona-Schuljahr generell auf das Sitzenbleiben von Schülern zu verzichten. Es wäre »sehr hilfreich«, durch den Verzicht auf Nicht-Versetzungen Druck von manchen Schülern zu nehmen, sagte Esken in einem am Montag veröffentlichten Podcast des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Sie verwies darauf, dass während der langen Homeschooling-Phase solche Schüler, die zu Hause wenig Unterstützung und keinen Platz für das ruhige Lernen haben, besondere Schwierigkeiten hätten.
Esken fügte hinzu, dass sie auch grundsätzlich nicht viel vom Sitzenbleiben halte. Sie halte dies für eine pädagogisch und in Bezug auf die Entwicklung des Schülers »fragwürdige Maßnahme«, die nicht wirke. Partielle Leistungsschwächen oder eine »schwierige Phase«, die der Schüler gerade persönlich durchmache, würden nicht dadurch behoben, dass »man einfach ein Schuljahr wiederholt«. Anstelle des Sitzenbleibens müssten Förderangebote und eine gute Begleitung des Schülers organisiert werden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits vor einigen Wochen gefordert, dass am Ende des laufenden Schuljahrs sämtliche Schülerinnen und Schüler versetzt werden müssten. Während des derzeitigen Lockdowns waren die Schulen in Deutschland wochenlang weitgehend geschlossen. An diesem Montag beginnt in zehn Bundesländern aber wieder der Präsenzunterricht.
+++ 500.000 Corona-Todesopfer in den USA +++
Washington. US-Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris wollen an diesem Montag (Ortszeit) der Hunderttausenden Toten in der Corona-Pandemie in den USA gedenken. Zum Sonnenuntergang würden Biden und Harris mit ihren Ehepartnern im Südportal des Weißen Hauses eine Schweigeminute halten, zudem sollen Kerzen entzündet werden, teilte die Regierungszentrale am Sonntagabend mit. Vorher ist eine Ansprache von Biden im Weißen Haus geplant.
Die USA könnten am Montag einen weiteren düsteren Meilenstein in der Pandemie erreichen und die Schwelle von 500 000 Corona-Toten überschreiten. In keinem anderen Land der Welt sind in absoluten Zahlen so viele Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 bekannt. Die New York Times hatte am Sonntag auf seiner Titelseite mit einer Visualisierung, die eine Punktewolke zeigte, der Toten gedacht.
+++ SPD bezweifelt breite Schnelltest-Verfügbarkeit ab 1. März +++
Berlin. Die SPD bezweifelt, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sein Versprechen kostenloser Corona-Tests für alle Bürger ab 1. März halten kann. Generalsekretär Lars Klingbeil sagte am Sonntagabend in der Talkshow »Die richtigen Fragen« auf Bild live: »Ich wünsche mir wirklich, dass die Ankündigung von Jens Spahn klappt, dass alle kostenfrei getestet werden können.« Doch: »Beim Impfen haben wir gemerkt, wir können den Ankündigungen von Jens Spahn nicht glauben. Da wird jetzt immer weiter korrigiert und korrigiert. Und ich habe ein bisschen Angst, dass wir (beim Testen) die nächste Enttäuschung schaffen.« Denn es gebe »viele Fragen, die Jens Spahn bis heute nicht beantwortet hat«.
Das sogenannte Corona-Kabinett, ein Sondergremium von Kanzlerin Angela Merkel und wenigen Ministern, befasst sich an diesem Montag unter anderem mit den Schnelltests für alle. Spahn hatte angekündigt, dass ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal auf das Coronavirus getestet werden können. Das soll in Testzentren, Praxen oder Apotheken möglich sein. Details zur Umsetzung sind aber bisher nicht bekannt. Eine entsprechende Anpassung der Corona-Testverordnung muss noch beschlossen werden.
+++ Weltärztepräsident: Lockerungen »unverantwortlich« +++
Berlin. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat vor weiteren Lockerungen der Corona-Regeln gewarnt. »Wer in Zeiten steigender R-Werte über Lockerungen spricht, handelt absolut unverantwortlich«, sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Für solche Schritte sei es zu früh. »Bei jeder Lockerung wird es einen deutlichen Anstieg der Zahlen geben.«
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem Lagebericht des Robert Koch-Instituts vom Sonntagnachmittag bei 1,10 (Vortag 1,07). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab.
Mit Blick auf die zuletzt wieder gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen einer Woche, und den erneut hohen R-Wert warnte Montgomery: »Der Inzidenzwert zeigt, wo wir aktuell stehen. Der R-Wert zeigt, wohin wir gerade gehen. Bei einem Wert klar über 1,0 droht wieder exponentielles Wachstum - und genau das ist jetzt der Fall.« Das Virus habe mit seinen Mutationen eine neue Stufe erreicht. Es sei nicht nur ansteckender, sondern führe wahrscheinlich auch zu schwereren Krankheitsverläufen.
+++ Reproduktionszahl steigt wieder auf über 1 +++
Berlin. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 4369 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 62 weitere Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Montag hervor. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 4426 Neuinfektionen und 116 neue Todesfälle verzeichnet.
Am Montag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 03.10 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Montagmorgen bundesweit bei 61,0 - und damit höher als am Vortag (60,2). Vor vier Wochen, am 25. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 111,2 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden.
Der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert erreicht worden - er enthielt jedoch 3500 Nachmeldungen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 390 928 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 22.02., 03.10 Uhr). Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 198 000 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 67 903.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagnachmittag bei 1,10 (Vortag 1,07). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 110 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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