Mehr als Coronakrise

Kurt Stenger über die falsche Agenda beim »Autogipfel«

Das neuerliche Treffen von Regierungsvertretern aus Bund und Ländern mit der Autoindustrie und Gewerkschaften wurde wie so vieles von der Coronakrise überlagert. Lange diskutierte man darüber, ob die Branche zwei zusätzliche Osterruhetage hinkriegt. Natürlich ist dies bei einer Industrie mit gewaltiger Fertigungstiefe auf die Schnelle nicht einfach, im Vergleich zu den anstehenden Zukunftsaufgaben aber ein Klacks.

Insbesondere den Autoherstellern und großen Zulieferkonzernen kommt Corona eigentlich gelegen. Strengere CO2-Ziele, das Aus des Verbrennungsmotors und verschärfte Testverfahren liegen quasi auf Eis, in Ruhe werden Stellenkahlschlag und Standortschließungen mit Verweis auf die Pandemie auf den Weg gebracht. Auch wenn E-Mobilität und Digitalisierung in den Vordergrund rücken und Wasserstoffabenteuer gestoppt werden - der politisch flankierte Strukturwandel kommt nur langsam voran. Das geht auch zulasten der Beschäftigten: Mit dem längst beschlossenen staatlichen Förderprogramm dauert es, und die Frage, ob Arbeitszeitverkürzung nicht besser als Jobkahlschlag wäre, spielte beim »Autogipfel« keine Rolle. Und da die Kanzlerin der Branche nun die Osterruhetage erspart, fragt man sich, welche weit größeren Geschenke noch folgen werden.

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