Mehr als Coronakrise

Kurt Stenger über die falsche Agenda beim »Autogipfel«

Das neuerliche Treffen von Regierungsvertretern aus Bund und Ländern mit der Autoindustrie und Gewerkschaften wurde wie so vieles von der Coronakrise überlagert. Lange diskutierte man darüber, ob die Branche zwei zusätzliche Osterruhetage hinkriegt. Natürlich ist dies bei einer Industrie mit gewaltiger Fertigungstiefe auf die Schnelle nicht einfach, im Vergleich zu den anstehenden Zukunftsaufgaben aber ein Klacks.

Insbesondere den Autoherstellern und großen Zulieferkonzernen kommt Corona eigentlich gelegen. Strengere CO2-Ziele, das Aus des Verbrennungsmotors und verschärfte Testverfahren liegen quasi auf Eis, in Ruhe werden Stellenkahlschlag und Standortschließungen mit Verweis auf die Pandemie auf den Weg gebracht. Auch wenn E-Mobilität und Digitalisierung in den Vordergrund rücken und Wasserstoffabenteuer gestoppt werden - der politisch flankierte Strukturwandel kommt nur langsam voran. Das geht auch zulasten der Beschäftigten: Mit dem längst beschlossenen staatlichen Förderprogramm dauert es, und die Frage, ob Arbeitszeitverkürzung nicht besser als Jobkahlschlag wäre, spielte beim »Autogipfel« keine Rolle. Und da die Kanzlerin der Branche nun die Osterruhetage erspart, fragt man sich, welche weit größeren Geschenke noch folgen werden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.