Die Börse feiert

Das Ende des Mietendeckels hat die Aktienkurse steigen lassen.

Bei Mieterinitiativen und Berliner Senat hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zum Mietendeckel zu Unmut und Kritik geführt. Zufrieden zeigen sich dagegen die Immobilieneigentümer und - die Börse. Die Aktienkurse von Immobilienunternehmen haben deutlich zugelegt, allein voran Deutsche Wohnen. Denn nun »könnte das Mietwachstum in einigen Städten und Regionen wieder anziehen«, so die Deutsche Bank. Allerdings, so warnen die Analysten, bestehen für Aktieninvestoren weiter »regulatorische Risiken«, zum Beispiel durch Initiativen wie »Deutsche Wohnen & Co. enteignen«.

An der deutsche Börse geht es seit Monaten steil bergauf. Aktuell liegt der Deutsche Aktienindex zwar etwas unter seinem Rekordhoch von vergangener Woche. Dennoch ist die Stimmung gut, auch weil der Mietendeckel nun verfassungswidrig ist. Kurz nach Bekanntwerden des Urteils des BVerfG schoss die Aktie von Deutsche Wohnen um fast sieben Prozent in die Höhe, die Titel von Grand City Properties gewannen immerhin fast zwei Prozent. Auch am Freitag ging es mit Immobilienaktien weiter bergauf, sie liegen nun knapp unter ihren Rekordständen.

Dass die Kurssteigerungen nicht noch höher ausfielen, liegt daran, dass das Urteil weitgehend erwartet worden war. »Die Deutsche Wohnen hat die Konzern-Guidance für das laufende Geschäftsjahr unter der Annahme gestrickt, dass der Mietendeckel außer Kraft gesetzt wird«, erklärt die DZ Bank. »Somit sollte sich an den kurzfristigen Planzahlen wenig ändern.« Die Aktie von Vonovia wurde zudem belastet vom Entschluss des größtem Immobilienkonzerns Deutschlands, anders als Deutsche Wohnen keine Mietnachforderungen zu stellen. Der Konzern bezifferte die Ausfälle durch den Mietendeckel auf bis zu zehn Millionen Euro.

Für die Börse sieht die Zukunft nun wieder rosiger aus. Denn mit dem Mietendeckel eine Aktienkursbremse weggefallen. Schließlich war der Berliner Mietendeckel »vor der Coronakrise eindeutig das Hauptthema auf dem deutschen Wohnungsmarkt«, erklärt die Deutsche Bank. In allen deutschen Städten habe sich das Mietwachstum mit der umfangreichen Medienberichterstattung über die Berliner Mietobergrenze verlangsamt. Nun aber »könnte das Mietwachstum in einigen Städten und Regionen wieder anziehen, da viele Initiativen, die die Berliner Kappungsgrenze kopiert haben, an Schwung verlieren werden«, verspricht die Bank. Damit habe das BVerfG-Urteil »das Potenzial, den Hauspreiszyklus zu verlängern«.

Die DZ Bank rät Anleger*innen daher zum Kauf von Aktien und Anleihen der Immobilienkonzerne. Da der Mietendeckel ein Einfrieren der Mieten über fünf Jahre vorgesehen hatte, hätten sich nun die »mittelfristigen Wachstumsperspektiven« von Vonovia und Deutsche Wohnen »aufgehellt«. »Auch das Risiko, dass sich die Regulatorik nachteilig auf die Immobilienbewertung auswirken könnte, hat abgenommen.«

Verbessert hätten sich vor allem die Aussichten für Deutsche Wohnen, da 70 Prozent ihrer Vermietungseinheiten im Großraum Berlin liegen. Bei den Berliner Bestandsmieten musste der Konzern im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Rückgang von sechs Prozent hinnehmen, bei den Neuvermietungen lag das Minus sogar bei 29 Prozent. Nun aber haben sich die »Perspektiven für organische Mietzuwächse aufgehellt«. Den »fairen Wert« der Deutsche-Wohnen-Aktie haben die DZ-Bank-Analysten daher von 49 auf knapp 52 Euro angehoben.

Allerdings, warnt die Bank, besteht weiter das Risiko neuer Mietpreisregulierungen, »zumal sowohl in Berlin als auch auf der Bundesebene in diesem Jahr Wahlen stattfinden«. Die Berliner Bürgerinitiative »Deutsche Wohnen & Co. Enteignen« zeige dies exemplarisch. »Während eine striktere Mietpreisregulierung auf Landesebene nun unwahrscheinlich ist, könnten die jüngsten Verschiebungen bei den politischen Mehrheitsverhältnissen entsprechende Regulierungsversuche auf der Bundesebene aufleben lassen.« Mieter*innen dürften darauf hoffen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.