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Kluge Frau, nicht braves Mädchen
Ex-»Bild«-Chefin Tanit Koch schmeißt Wahlkampf für Laschet
In den Chaträumen vieler Medienhäuser dürfte diese Nachricht für Debatten sorgen: Tanit Koch wird das Wahlkampfteam des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet leiten. Besonders bei »Bild« wird das für Tratsch sorgen, à la: »Das passt ja, das brave Mädchen geht dahin, wo es hingehört.« Im Gegensatz zu Julian Reichelt, ihrem früheren Co-Partner in der Chefredaktion des Boulevardblatts, vertrat Koch moderatere, konservative Ansichten. Reichelt trägt seine Positionen, die sich am rechtesten Rand der CDU verorten lassen, unverblümt vor sich her. Aufgrund politischer Dispute verließ Koch 2017 schließlich das Blatt. Erst war es still um sie, bis sie 2019 Chefredakteurin der Zentralredaktion von RTL wurde.
Nun berichten böse Zungen, sie habe beim Sender nicht Fuß fassen können, das Management habe sie überfordert. Wenn nach zwei Jahren - in welchem durch Corona überwiegend digitale Arbeitsabläufe die Führung erschwerten - so ein Urteil fällt, sagt das mehr über diejenigen aus, die tratschen, als über Kochs Know-How. Die heute 43-Jährige hat ihr journalistisches Handwerk an der Axel-Springer-Akademie gelernt. Sie arbeitete auch als Büroleiterin des »Bild«-Chefredakteurs Kai Diekmann. Studiert hat sie vor ihrer journalistischen Ausbildung Jura und Politik.
Viele Journalist*innen verfallen jetzt in Schnappatmung: Sie regen sich auf, dass eine Top-Redakteurin den heiligen Schein der Objektivität ablegt und für eine politische Sache kämpfen wird. Doch diese Aufregung ist blanker Hohn. Schließlich verabschieden sich auch linke Journalist*innen mal von der Objektivität. So ist beispielsweise die »Tagesspiegel«-Redakteurin Laura Hofmann mittlerweile Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Und bei »Bild« gibt es Journalist*innen, die einst für die SPD arbeiteten und nun wieder »objektiven« Journalismus machen.
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