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Zeit für den Anführer
Vladimir Lučić bringt die Basketballer von Bayern München in der Finalserie gegen Berlin wieder ins Spiel
Die kalte Eisfläche der Berliner Eisbären, die bei Partien des des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin im Winter sonst versteckt unter dem Parkett schlummert, ist längst abgetaut. Beide Vereine teilen sich die Multifunktionsarena am Ostbahnhof, doch die Eishockeysaison ist vorbei. Da mittlerweile auch die Temperaturen vor der Halle sommerlich heiße Sphären erreicht haben, schwappt auch ein bisschen zusätzliche Wärme ins Innere, so dass man keinen dicken Pulli mehr braucht, wenn man sich ein Basketballspiel ansehen will. Dass den Spielern von Alba Berlin und Bayern München nach ihrer zweiten Finalpartie um die deutsche Meisterschaft am Donnerstagabend aber der Schweiß in Bächen von der Stirn lief, lag eher daran, dass ihr erstes Spiel nur lächerlich kurze 24 Stunden zuvor zu Ende gegangen war.
Diese Finalserie kostet viel Kraft und Anstrengung. Doch wer einmal nachlässt, der verliert. Das zeigten die ersten beiden Spiele, die keinen hochklassigen Basketball boten, aber doch spannenden Sport. Vor Spiel drei der Best-of-Five-Serie steht es nach dem 76:66-Auswärtssieg der Münchner nun 1:1. An diesem Samstag geht es in München weiter - nach nur einem Tag Pause.
Das zweite Duell war das komplette Gegenstück zum ersten gewesen. Dieses Mal gelang nicht Titelverteidiger Alba ein Blitzstart, sondern den Bayern. Sie zogen schnell mit 19 Punkten Vorsprung davon. Doch wie tags zuvor, wurde der Rückstand wieder aufgeholt - diesmal eben von Alba. Und wie am Mittwoch siegte letztlich doch die Mannschaft, die am Anfang besser spielte und zum Schluss noch mal einen Gang höher schalten konnte - diesmal eben die Bayern. »Das ist die Geschichte unserer Saison: Wir müssen erst mal einen auf die Schnauze bekommen, bevor wir gut spielen. Alba hat uns gestern geschlagen, aber heute sind wir zurückgekommen. Mit Energie. Das war wichtig«, freute sich Münchens Trainer Andrea Trichieri.
Der Italiener hatte all seine Stars in die Startformation gestellt, klar im Bemühen, einen zweiten Fehlstart zu vermeiden. Tatsächlich trafen Wade Baldwin und Vladimir Lučić schnell ihre Würfe. Berlins Trainer Aíto García Reneses wollte dagegen einen neuerlichen Einbruch im zweiten Abschnitt vermeiden und ließ zunächst seinen besten Punktesammler vom Mittwoch, Marcus Eriksson, auf der Bank. Spielmacher Maodo Lô, der Spiel eins in der Schlussphase im Alleingang entschieden hatte, saß neben dem Schweden. Am Ende ging der Plan beider Trainer auf: Die Münchner hatten einen besseren Start, und die Berliner kamen später in Fahrt.
Den Unterschied machte letztlich Lučić aus. Der Serbe erzielte 26 Punkte, davon zehn im Schlussviertel, als die Bayern endgültig davonzogen. »Er ist unser Anführer. Und im wichtigsten Spiel der Saison hat er abgeliefert«, lobte sein Trainer Trinchieri.
Zehn Berliner hatten an diesem Abend gepunktet, bei den Bayern waren es nur sieben. Es ist ein Indiz für mehr frische Beine bei den Berlinern, die ihre Last schon immer auf mehr Schultern verteilen. So etwas kann man nur kompensieren, wenn man herausragende Einzelkönner wie Lučić hat. Und der wusste, dass es ob der Verletzungsprobleme bei den Münchnern auf ihn ankommen würde: »Es war wichtig, dass wir ohne Paul Zipser und Leon Radosevic trotzdem schnell einen Weg zurück in die Serie finden. Das haben wir geschafft«, freute sich Lučić.
Doch in der Konzentration auf einen Schlüsselspieler könnte die Chance für Alba liegen. Bekommen die Berliner Lučić besser in den Griff und vermeiden sie künftig in der Offensive so einen miserablen Start wie am Donnerstag, können sie die Münchner stoppen. »Natürlich wird es schwer, aber möglich ist es. Wäre es einfach, wäre es kein Finale«, prognostizierte Albas Flügelspieler Luke Sikma fürs Wochenende zwei weitere hart umkämpfte Duelle in München.
Taktische Überraschungen sind aber nicht mehr zu erwarten. Dazu fehlt es vor allem an Zeit, sie zu trainieren. »Der Schlüssel wird sein, am besten zu regenerieren. Wir brauchen wieder Energie«, sagte Sikma. Auf der anderen Seite sah das Lucic ganz genauso: »Wir müssen wieder zu Kräften kommen. Nach der langen Saison und diesen beiden Spielen sind alle erschöpft. Taktisch ändern können wir sowieso kaum noch was. Wir kennen uns ja mittlerweile auswendig.«
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