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Prophylaktischer Sündenbock
Kurt Stenger über den Ruf nach Sanktionen gegen Impfschwänzer
Es ist verdammt ärgerlich, dass viele Corona-Impftermine verfallen, während sich manche Bürger noch vergeblich um eine zeitnahe Injektion bemühen. Der Ruf nach Sanktionen für Schwänzer ist sicher verständlich.
Vernünftig ist er aber nicht, zumal technische Probleme bei Online-Portalen einer der Gründe ist. Viele Impfzentren haben sich auf den Ausfall eingestellt, so dass der Erfolg der Kampagne nicht davon abhängt. Und die nach Strafen rufende Politik hat den lockeren Umgang mit Terminen durch die Totalfreigabe selbst zu verantworten. Deregulierung, das wissen wir aus der Finanzwelt, führt zu Verantwortungslosigkeit.
Auch dass der Staat gegen Corona mit einem Verbotwildwuchs statt mit intensiver Kommunikation und einer klaren Strategie vorgegangen ist, rächt sich wieder mal. Gerade jetzt, wo bei extrem niedriger Inzidenz vielen das Impfen unnötig erscheint, wäre Überzeugungsarbeit gefragt, nicht der Strafzettel.
Man fragt sich auch, warum die Debatte jetzt hochkocht, obwohl das Problem seit Monaten bekannt ist. Offenbar suchen manche Politiker prophylaktisch nach einem Sündenbock, wenn im Herbst wieder die Zügel angezogen werden. Millionen doppelt Geimpfter werden dann nämlich noch sauerer sein, als sie es jetzt schon über bestehende Einschränkungen sind.
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