- Berlin
- Humboldt-Forum
Hommage an den Kolonialismus
Ulrike Wagener findet das Humboldt-Forum anachronistisch
Das Humboldt-Forum werde keine Kolonialismus-Ausstellung sein, sagte Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums und Leiter der Sammlungen im Humboldt-Forum, jüngst in dieser Zeitung. Doch unabhängig davon, was das Museum zeigt – das wiederaufgebaute Stadtschloss selbst ist eine Art Hommage an den Kolonialismus: Friedrich Wilhelm aus dem Hause Hohenzollern, der das Preußenschloss nach dem Dreißigjährigen Krieg erstmalig wieder aufbauen ließ, hegte bereits koloniale Ambitionen und beteiligte sich mit seiner Handelsgesellschaft am transatlantischen Sklavenhandel.
Das Kuppelkreuz allein, gesponsort von Versandhaus-Erbin Inga Maren Otto, symbolisiert den Herrschaftsanspruch des Christentums. Der Spruch über dem Eingang macht es noch schlimmer: »Es ist in keinem andern Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind«.
Als der preußische König das in den 1840er Jahren verfasste, waren die deutschen Missionsgesellschaften auf dem Vormarsch und predigten ähnliches in Afrika. Wenig später spielten deutsche Missionare ihre ganz eigene Rolle in der Verschleppung von Herero und Nama in die Konzentrationslager der Deutschen, wo Hunderte an Zwangsarbeit, Hunger und Kälte starben. Dass ein solcher Spruch nun symbolisch über den Gebeinen von Opfern des Kolonialismus prangt, ist höhnisch.
All das wurde schon oft gesagt. Trotzdem halten die Macher*innen mit aller Kraft an ihrem anachronistischen Prestigeprojekt fest. Wenn Kritiker*innen seinen Abriss fordern, mag das satirisch klingen. Die Deinstallierung oder symbolische Zerstörung monarchistischer und christlicher Herrschaftssymbolik auf dem Dach eines staatlichen Museums einer Demokratie sollte aber das Mindeste sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.