- Kultur
- Mely Kiyak
Briefeschreiberin
Die Autorin Mely Kiyak erhält den diesjährigen Kurt-Tucholsky-Preis
Haben Sie einen Newsletter abboniert, über deren Erhalt Sie sich jedes Mal aufrichtig freuen? Nein? Dann bekommen Sie vielleicht noch nicht »Kiyaks Theater Kolumne« über den Verteiler des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin. Es sind leidenschaftliche Texte, die niemals langweilig sind, immer unterhalten und trotzdem der Realität ins Auge sehen. Dafür, sowie für »Kiyaks Deutschstunde« bei »Zeit Online« und ihr Buch »Frausein« hat Mely Kiyak nun den Kurt-Tucholsky-Preis erhalten.
Die Schriftstellerin ist 1976 im niedersächsischen Sulingen geboren, die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt sie erst 1998. Ihre Eltern waren als kurdische sogenannte Gastarbeiter*innen nach Deutschland gekommen. Ihre Mutter putzte im Amtsgericht, ihr Vater arbeitete in einer Fabrik. In ihrem Buch »Frausein« beschreibt sie, dass Kultur in ihrer Familie nicht zum Vergnügen da war; Bücher, Konzerte, Theater spielten nur eine Rolle, wenn sie gesellschaftliche Realität und Widerstand der Kurd*innen in der Türkei abbildeten.
Den ungerechten Verhältnissen in Deutschland zu widerstehen, war »ein mühsamer, kraftvoller Akt«. In den 13 Jahren, in denen sie wöchentliche Kolumnen schrieb und damit auch dieses Genre in Deutschland mitprägte, hat sie ihn perfektioniert. Um es in den Worten der Jury zu sagen: »Mely Kiyak war schon politische Kolumnistin, als der Kolumnismus in Deutschland noch mit Kommentarspalten verwechselt wurde.« So seziert sie regelmäßig aus postmigrantischer Perspektive die politischen Verhältnisse in diesem Land.
Im Handgemenge. Zwischen Aktivismus, Gesellschaftskritik und Kunst: Der Theatermacher Milo Rau schreibt Kolumnen über sich und die Welt
Wie sie das so mache, sagte sie einmal zu Jan Böhmermann, wisse sie auch nicht genau. »Aber irgendwie kommt immer eine Kolumne raus.« Das geht wohl vielen Kolumnist*innen so. Bei Kiyak ist das Ergebnis stets lesenswert. Ihre Texte sind keine Selbstdarstellung, sondern geben Leser*innen das Gefühl, gerade einen sehr wichtigen Brief erhalten zu haben. Die Preisverleihung findet am 12. September im Theater im Palais Berlin statt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.