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Die Seekuh, das unbekannte Wesen
DR. SCHMIDT ERKLÄRT DIE WELT: Was Seekühe von anderen Meeressäugern unterscheidet
Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass der Tierpark im Osten Berlins keine Seekühe mehr hat. Weißt du, warum nicht?
Die bauen das Elefantenhaus um. Da waren die Seekühe bei ihren nächsten Verwandten untergebracht.
Seekühe als Verwandte der Elefanten. Nicht gerade ähnlich.
Sie gehören mit den Elefanten zu den sogenannten Fast-Huftieren, zusammen mit den Schliefern. Kennst du die eigentlich?
Noch nie gehört.
Das sind im Vergleich zu ihren Verwandten recht kleine Tiere, nicht im Entferntesten einer der beiden anderen Gattungen äußerlich ähnlich. Die sehen ein bisschen so aus wie größere Nagetiere. Die meisten sind in Afrika heimisch.
Seelöwen oder Robben ähneln den Seekühen deutlich mehr als Elefanten.
Aber die sind keine näheren Verwandten. Ebenso wenig wie die See-Elefanten.
Aber die Seekühe leben doch auch im Meer?
Die meisten schon. Die Seekühe, die im Tierpark waren, heißen Rundschwanz-Seekühe, auch Manatis genannt. Davon gibt es drei Arten, und von denen lebt eine auch im Meer. Zwei in Flüssen. Aber die können alle drei in Süßwasser leben, da sind die nicht so wählerisch.
Was sie nicht können: sich am Strand ausruhen.
An Land kommen sie nicht. Ohne ordentliche Beine eine Tonne Fleisch zu bewegen, ist ja doch nicht so ganz ohne.
Und wo sind die aus dem Tierpark nun geblieben?
Eines der Tiere ist schon vor ein paar Jahren an Altersschwäche verstorben, mit 31, das ist wohl ein ordentliches Alter für Seekühe. Und die übrigen wurden nach Frankreich weggegeben. Wegen Umbau des Elefantenhauses, aus dem eine Savannenlandschaft für Afrikanische Elefanten werden soll.
Und was mache ich, wenn ich mir eine Seekuh anschauen möchte?
Da musst du nach Nürnberg fahren, im dortigen Tiergarten gibt es noch welche.
Heißen Seekühe nur in Deutschland so?
Ja. Der wissenschaftliche Name der Seekuh beruht auf Seemannsgarn: Sirenia. Abgeleitet von den Sirenen, also gewissermaßen von Meerjungfrauen.
Die kenne ich aus der »Odyssee«. Die Seekuh scheint recht mysteriös?
Na ja, es gibt anscheinend noch ziemliche Wissenslücken. Einerseits habe ich in einem Biologie-Lexikon gefunden, dass Manatis 24 Stunden tauchen können, ein anderes schreibt: rund eine Stunde. Das ist doch eine erhebliche Diskrepanz. Und als das Tier im Tierpark erkrankte, konnte man zwar feststellen, dass es was an den Nieren hatte. Aber warum, wusste man nicht, weil man eigentlich - wie damals festgestellt wurde - viel zu wenig über die Physiologie der Seekühe weiß.
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